Es ist das Verdienst des Regisseurs Calixto Bieito, diese Urkraft theatralisch zu kanalisieren, ohne sie vollends ans Licht zu zerren, ihr Geheimnis aufdecken oder analysieren zu wollen. Er zeigt – in höchster Konzentration – Menschen, die außer sich sind, richtungslos taumelnde oder kauernde, einzig mit sich und ihren Trieben befasste emotionale Ich-AGs, Archetypen des 21. Jahrhunderts. Im Bühnenbild von Susanne Gschwendner finden sie keine Heimat. Wie in einem liegenden Setzkasten (oder einem Zen-Garten?) klafft Loch an Loch. Die fugenlosen Wände, der gnadenlose Betonhimmel der Duisburger Gebläsehalle lassen keine Wege offen. Ein umgehauener Baum liegt über einem Schienenstrang, Erde, Wasser, Feuer und Steine bieten keinen Halt.
Hoffnung dringt nur aus der Musik. Garry Walker und die fabelhaften Musiker der _musikFabrik_, die als weiß geschminkte Traumlemuren in den Löchern hocken, entbinden aus Hosokawas Partitur, unterstützt durch die trockene Akustik der Halle, einen geradezu unerhörten Strom emotionaler Energien, der aber immer wieder zu jenen Inseln der Gelassenheit zurückkehrt, die den Figuren verwehrt sind. Kerstin Avemo als Hanako, Ursula Hesse von den Steinen und Georg Nigl spielen wie um ihr Leben, entlocken Hosokawas differenzierten Sprechgesängen ein Maximum an Ausdruck und singen dabei wunderschön.
Am Ende liegt Yoshio, der stolze Verlobte, tot im Wasser. Die Frauen fassen sich an den Händen, erfüllt von der Idee des Wartens. Hanako wünscht sich, dass keine Ankunft je diesen Zustand stören kann, Jitsuko weiß es. Langsam gehen sie über die Schienen.