Die Auflösung des Kriminalfalls gerät mehr und mehr in den Hintergrund: Vorurteile, Sprachlosigkeit, Missverständnisse – all das wird spielerisch leicht zum Hauptthema. Sebastian Nübling jongliert meisterhaft mit Klischees, hält souverän die Balance zwischen Witz und Ernst, zwischen Stringenz und Wahn, zwischen poetischen Bildern und einer rauhen Wahrheit. Nie werden die zugrunde liegenden Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution verharmlost, nie rutscht der Abend in die Betroffenheitsschiene ab. Dafür sorgt schon der wunderbar ätherische Risto Kübar als Trickster: Er geistert durch die Aufführung, singt Chris Isaaks „Wicked Game“ mit derselben Zartheit ins Mikro wie Hans Albers „La Paloma“, umspinnt Inspektor Stone und versetzt alle und alles in eine Stimmung der Zerbrechlichkeit, der Verletzlichkeit. Die Idee Europas kann so falsch nicht sein, wenn sie derartige Energien freizusetzen vermag. Das beweist dieser große Theaterabend. Bravo, clap, bandiit!