Da sich der virtuose Text als eine Collage von Assoziationen und unterschiedlichsten Episoden darbietet, in dem sich Einsamkeit, Verdrängung und Selbstverblendung der Figuren vermischen, kann die Regisseurin Fanny Brunner in ihrer Realisierung aus dem Vollen schöpfen. Wir schauen auf einen Tisch mit weißer Decke, darauf jene Mikrowelt, die bald einem Schlachtfeld gleichen wird. An den Seiten des Spielfelds prangt in großen Lettern Ludwig Wittgensteins bekanntes Bekenntnis „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“. Dazwischen huschen die Protagonisten mit ihren Träumen und Ängsten, die mal als Karikatur, mal in bewegenden Kleinporträts erscheinen. Zum Beispiel erzählt eine der Frauen von ihrer Furcht vor der Welt oder legt berührend und verstörend zugleich dar, wie gern sie vergewaltigt werden würde, um anschließend in den Genuss einer öffentlichen Anteilnahme zu gelangen. Zutiefst traurig mutet diese intime Selbstausstellung in einer Fülle an Bildern und Metaphern an.
Als wenig später dann der Mann von Ulro (als rot gekleideter Schelm) aus seiner Tasche grüne Gummisoldaten zieht und sie auf die inzwischen eingestürzte Stadt wirft, bricht ein grotesker Krieg um Leben und Tod aus. Was hilft da noch? Richtig: die Liebe, entfesselt in einer urkomischen Farce. Die Fliehenden nehmen sich mit aufgesetzten Blumenkränzen an die Hände und verhelfen dem Hippiezeitalter zu einer kurzen Renaissance. Was kann man da noch sagen? Nichts, man lächelt und ist zugleich melancholisch. Der Aufführung dieses zivilisationskritischen und in jeder Sekunde starken Wachmachers kann man nur viele Zuschauer wünschen!