Die wollen die Erfinder und Moderatoren des Formats, Hannes Siebert und Berit Wilschnack, aufdröseln, noch lieber „entschwören“ und alle in der Gruppe dagegen gefeit machen. Als „H“ und „B“ stecken sie in Sprechblasen mit Glitzervorhang, ihre Sprechzeit läuft als Kreis um die Blase ab, die Gesichter passen nicht ganz in den Kameraausschnitt. Vor allem „B“ hat schweres Gepäck dabei: kluge Anti-Texte, wenn man mal „einen schmissigen Text“ braucht, um Verschwörer zu entwaffnen. Und davon gibt es hier viele: Lena Meyer-Landrut, Prinz Charles und Dracula, ein eingefrorener Walt Disney. Das wirkt abstrus, ist aber durchaus ernst (zu nehmen), gibt es doch viele Menschen nicht nur mit Aluhüten, die solche Geschichten glauben und vertreten. Gegen die hilft auch der lustige „Haut-den-Lukas“ nicht, der bei „absolute Scheiße“ wild klingeln würde.
An eine Late Night Show à la Jan Böhmermann oder gar Harald Schmidt darf man bei „H“ und „B“ nicht denken. Als „hochwertiges Edutainment“ angekündigt, ist es doch eher belehrend und brav zugleich, trotz kräftiger Sprache; es lässt auch etliche Themen aus. Stattdessen klinkt sich die (nicht unumstrittene) Antonio Amadeu Stiftung mit Anti-Verschwörungs-Anweisungen ein. Dass sie an eines der ersten Todesopfer rechter, rassistischer Gewalt der jüngeren Zeit erinnert, erfährt man nicht. Und kann man warnend über Antisemitismus sprechen, ohne die Shoa, den Mord an sechs Millionen Juden, auch nur zu erwähnen? Hier wird nur ausführlich dargestellt, dass Antisemiten „Elite“ und „Juden“ gleichsetzen.
Eine gute Stunde nehmen sich die Moderatoren, vor roten Linien zu warnen und zum Ernstnehmen zu mahnen. Und bevor es zum Chat-Nachgespräch geht, wird noch ein Video von Justin Timberlake geboten, das fast 33 Millionen Mal geklickt wurde. Und dann: Glitzervorhang zu und viele Fragen offen.
Entstanden im Rahmen der Late Night Show-Reihe „JUNGES! spät“ am Jungen Staatstheater Braunschweig.