Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer und Dramaturgin Marion Tiedtke, die anstelle der im rechten Antaios-Verlag erschienene auf eine eigene Übersetzung zurückgreifen, postulieren mit der Wahl einer locked-room-Situation in Endzeitchic, dass dabei die Neurosen freien Auslauf erhalten. Michael Schütz als Calguès diniert sich durch den Abend. Seine Rassismen fallen ihm zwischen den Gabelbissen automatisch aus dem Mund, bis er schließlich völlig überfressen und kackend auf dem Tisch landet. Raspails Kotmetapher wird mit Marco Ferreris konsumkritischem Film „Das große Fressen“ kurzgeschlossen. Xenia Snagowski häuft einen Berg kleiner Plastikpüppchen auf ihren Teller und beschreibt die Situation auf den Schiffen und die Landung am Strand der Côte d’Azur wie eine ekstatische christliche Vision, auf die aber niemand reagiert. Andreas Vögler und Katharina Buch steigern sich in eine wilde Selbstanklage hinein und postulieren ein neues Zusammenleben mit den Flüchtlingen. Der Plot des Romans zersplittert in Bruchstücke, die nur noch Futter für die Phantasmen delirierender Rassisten (und Linksliberaler) werden. Die beschriebenen Szenen bleiben im Nebel von realer und eingebildeter Bedrohung hängen. Da hilft auch die Einblendung des toten syrischen Jungen am Strand auf einem Bildschirm nicht.
Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer zielt offenbar auf eine Psychopathologie rechter Propagandisten im Gefolge von Klaus Theweleit. So frönt Daniel Christensen einem Waschzwang, während er über die Medien herzieht, die Kolonialzeiten preist und voller furchterfüllter Wehmut feststellt: „Niemand hat mehr Angst vor uns!“ Später wird er als gestählter Befehlshaber einer Spezialeinheit der Marine von der Weigerung der Soldaten berichten, auf die Flüchtlingsschiffe zu schießen. Das Personal in Abendrobe und mit hart konturierten Gesichtern wirkt gelegentlich wie ein Gruselkabinett von Endzeit-Zombies, die im dunklen Keller ihre Phantasmen austoben. Es ist letztlich diese Form der theatralen Ästhetisierung, die jede Form von Differenz unterläuft: Kritik an rechtem Rassismus, an linksliberalen Träumen, Verweis auf Flüchtlings-Gegenwart oder auf ökonomische Folgen der Globalisierung verschmelzen zu einer Haltung, deren Zielpunkt das Pathologische ist. Damit verfehlt die Inszenierung nicht nur den Roman, sondern letztlich auch die Gegenwart.