Leicht wäre es, sich über diese Frau zu stellen, ihren Ordnungs- und Sauberkeitszwang aus- und sie selbst in ihrer lächerlichen Zwanghaftigkeit bloßzustellen. So leicht machen es sich Heiligers und seine wunderbare Schauspielerin Annette Paulmann nicht. Dieser gelingt es vielmehr, ihrer Figur in all ihren Handlungen Würde zu verleihen. Es ist nicht kleinlich, dass sie einen für alle anderen unsichtbaren Fleck von ihrem Jackett entfernt. Es ist nicht lächerlich, dass sie für sich alleine den Tisch deckt, als erwarte sie Besuch – mit Tischdecke, Stoffset und -serviette. Es ist tieftraurig. Wir sehen hier einen Menschen mit Träumen, die sich nicht erfüllen wollen. Einen Menschen, der nicht aufgeben will, sondern tapfer immer weitermacht. Diese Frau Rasch, sie hält ihre kleine Welt in Ordnung, sucht nach einem Sinn. Heiligers erzählt, wie es ist, in einer Spaßgesellschaft keinen Spaß zu haben, ausgeschlossen zu sein – warum auch immer – von scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Vom Glück. Auch wenn es noch so klein ist.
Wenn die Schinkenpackung sich partout nicht öffnen lässt, wenn trotz bester Planung etwas einfach nicht funktioniert und die Routine ins Stocken gerät, dann scheint eine große Traurigkeit auf. Annette Paulmann sitzt da, die Hände auf den Knien, erbebt und schaut ins Leere. Es ist dies ein Moment von Therese-Giehsescher Größe. Dann rafft sie sich auf, macht weiter. Und doch sind sie immer wieder da: diese Momente des Sich-Zusammenreißen-Müssens. Immer wieder steht die stumme Frage nach dem Wozu im Raum, die nach und nach alles übertönt.
Es ist ein alter Text. David Heiligers und Annette Paulmann aber zeigen, dass die Geschichte, die er erzählt, nicht alt ist. Nicht alt sein wird, so lange Menschen alleine sind.