Caroline Hanke, Björn Gabriel (Macbeth), Annika Meier und Luise Heyer in "macbeth" am Schauspiel Dortmund.

Eine Generation dankt ab

Heiner Müller: macbeth

Theater:Theater Dortmund, Premiere:12.03.2011Vorlage:William ShakespeareRegie:Peter Jordan

Macbeth ist tot. Malcolm, ältester Sohn des ermordeten Königs Duncan, soll eine erste Rede halten, die Edlen Schottlands zu seiner Krönung einladen. Er stockt, fängt noch einmal an, kriegt die Sätze nicht hinter einander. Schließlich rennt er weg und überlässt die Krone Macduff, dem Tyrannenkiller. Der will sie auch nicht, gibt sie dem nächsten, auch der weigert sich. Schließlich landet sie auf dem Kopf eines Kindes. Der kleine Fleance ist der Sohn eines weiteren Opfers von Macbeth, es erfüllt sich eine Weissagung der Hexen. Aber die Botschaft greift tiefer. Eine ganze Generation dankt ab, sieht sich nicht in der Lage zu regieren, stiehlt sich aus der Verantwortung. Das Kind schaut ratlos ins Publikum. Und das Licht geht aus.

Ein starkes Schlussbild hat Peter Jordan für sein Regiedebüt am Theater Dortmund gefunden. Er hat sich einen schweren Brocken ausgesucht, Shakespeares „Macbeth“ in der grimmigen, tiefschwarz ironischen und gänzlich hoffnungslosen Fassung von Heiner Müller aus den siebziger Jahren. Kleidungsstücke auf der Bühne hat der Ausstatter Daniel Roskamp gerne. Damit hat er schon für Dea Lohers „Unschuld“ am Staatstheater Kassel einen perfekten Raum geschaffen. Diesmal hängen die Klamotten wie eine Wolke am Bühnenhimmel. Gleich zu Beginn ziehen die drei Hexen einem toten Mann die Kleider aus, hängen sie an einen Haken und ziehen sie in die Luft. Schottland ist ein Schlachthaus. Wenn später der Geist des ermordeten Banquo erscheint, fährt die Wolke langsam herab. Ein starker Effekt, der Raum verschiebt sich, die Realität scheint zu zerfließen. Ansonsten ist die Bühne fast leer, Freiraum für die Schauspieler.
Die Dortmunder Schauspieler agieren oft sehr grobschlächtig, suchen die große Geste, stehen schreiend an der Rampe, behaupten große Verzweiflung. Sobald sie leisere Töne finden, entsteht Spannung. Einige Nebenrollen konzentriert Jordan in einer Art Rockbänkelsänger, der das Geschehen zynisch kommentiert. Und auch die ebenso attraktiven wie gewissenlosen Hexen übernehmen eine Menge Figuren. So entsteht der Eindruck eines Albtraums, in dem die gleichen Gesichter in vielen Verkleidungen erscheinen. Abwechslungsreich und unterhaltsam ist dieser „Macbeth“ – und vor allem angemessen böse.

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