Manche Figuren werden gespiegelt, die Götter sehen sich beispielsweise alten, verwachsenen Doubles gegenüber, auch bühnentechnisch gibt es reichlich Effekte mit Spiegeln, Lichtreflexen, plötzlichen farblichen Veränderungen. Marciniak verbindet mühelos und wunderbar sinnlich mythische Bilder mit einem konkreten Sozialstück der Gegenwart, lässt manches im Stück unangetastet, während sie ihre Protagonisten über anderes buchstäblich ironisch den Kopf schütteln lässt. Dieses „Rheingold” ist eine assoziative Reise, ein Reflexionsangebot, dabei in jedem Moment präzise und emphatisch. Trotz der Ideenfülle wirkt hier nichts beliebig oder austauschbar.
Famoses Ensemble
Meisterhaft agiert und singt das Ensemble, Josef Wagners schmierlappiger Wotan überzeugt mit schneidig machtvollen Tönen, Marco Jentschs Loge wirkt kleidungstechnisch einem sehr biederen Büro entsprungen (das Nibelungen-Heer arbeitet auch in solch einem Ambiente), vokal schillert er herrlich sinister. Robin Adams gelingt nach kurzer Vorglühzeit ein (im doppelten Sinne) toller Alberich, Michał Prószyńskis Mime hingegen merkt man seine Angstzustände gelegentlich auch vokal an. Interessant ist die Besetzung der von Fasolt begehrten Freia mit Masabane Cecilia Rangwanasha, eine schwarze Sängerin, die mit hinreißend warmer Stimme ihre fein aufeinander abgestimmten Trashklamotten gleichsam transzendiert…
Dirgent Nicholas Carter ging mit Florian Scholz von Klagenfurt in die Schweiz und kreiert mit dem Berner Symphonieorchester einen klar konturierten, dabei sehr flüssigen und farbigen Wagnerklang. Leider hatten die Hörner (nebst einigen Verwandten) zu Beginn arge Mühen bei Intonation und Koordination.
Am Ende erwartete man bei dieser durchaus radikalen Regie eigentlich ein paar Buhs. Aber es war nur Jubel zu hören und es wäre toll, wenn die Kraft und Fülle dieses Abends auch die weiteren Ring-Teile durchströmen würde.