Foto: Die Uraufführung von "Wetterleuchten - Ein dramatischer Zwischenfall für Kluftinger" in Memmingen © Karl Forster
Text:Manfred Jahnke, am 28. September 2015
Die bisher acht „Allgäu“-Krimis um den Kässpatzen schaufelnden Kommissar Kluftinger, den das Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr geschaffen hat, sind zumindest im tiefen Süden der Republik Kult. Einige sind inzwischen auch verfilmt worden. Nun haben die beiden Autoren, nachdem das Landestheater Memmingen bereits eine Romanadaption von ihnen – „Rauhnacht“ – zur Aufführung gebracht hat, zum ersten Mal einen Original-Krimi für die Bühne geschaffen. Wenn viele Motive aus „Wetterleuchten – ein dramatischer Zwischenfall für Kluftinger“, so der Titel des Stücks, auch bekannt vorkommen, so ist der Handlungsort originell: Sie ist in einem Benediktiner- Kloster verortet. Busenfreund Langhammer hat Kluftinger für eine Fastenwoche ins Kloster gebracht, aber, wo Klufti ist, da gibt es eine Leiche, den Mönch Quirin, den der Blitz erschlägt. Und da seine Wunde Stigmatisierungen entsprechen, möchte Abt Marcellus nicht zuletzt auch aus ökonomischen Gründen eine Heiligsprechung erreichen. Deshalb werden die Ermittlungen des Kommissars nicht gerade vom Kloster unterstützt, aber, wie immer gelingt es ihm, assistiert vom Pater Malleus, der mit seinen Lateinkenntnissen brilliert, am Schluss den wahren Sachverhalt aufzuklären.
Nun ist es immer misslich, einer Öffentlichkeit die Lösung eines Krimis bekannt zu geben. Ich werde es nicht tun, damit die Spannung erhalten bleibt. Wirklich tiefe emotionale Spannung entsteht auf der Bühne allerdings erst am Schluss. Bis dahin bleibt die Handlung ein wenig behäbig und durchschaubar. Das liegt aber auch daran, dass das Interesse auf anderen Themenkomplexen liegt, wie dem Vergleich zwischen der Welt der Mönche und der Welt des Kommissars. Dabei nimmt die Beziehung zu Langhammer eine besondere Stellung ein, denn die Rolle ist als Doppelrolle angelegt, Fridtjof Stolzenwald spielt sowohl den Arzt als auch den Pater Malleus. Das ergibt viele komische Momente, zumal beide Figuren, was Stolzenwald groß ausspielt, höchst arrogant agieren. Das sorgt für viele Pointen.
Überhaupt zeichnet sich die Inszenierung von Peter Kesten, bei der Volker Klüpfel und Michael Kobr als „Mitarbeiter“ fungierten, durch die Auslotung des komischen Potentials des Textes aus, von kleinen kabarettistischen Solis über Running Gags, wie, dass Kluftinger gegen zuschlagende Türen anrennt, bis hin zum puren Slapstick. Um hohes Spieltempo zu ermöglichen, hat Franziska Harbort einen sakralen Spielraum mit sieben Türen geschaffen, der schnelle Verwandlungen zulässt und den Schauspielern Raum gibt. Den nimmt sich der Schauspieler, Autor und Kabarettist Jockel Tschiersch als Gast, der aus den Verfilmungen als Mitarbeiter Heberle bekannt ist und darüber hinaus selbst aus dem Allgäu stammt. Er spielt den Kluftinger grantelnd, kumpelhaft und leicht ungeduldig. Man spürt, dass ihm dieses Milieu nicht behagt und möglichst bald wieder in seinen Alltag möchte. Natürlich lässt Tschiersch keine Pointe aus – manche Stellen erscheinen so, als wären sie extemporiert. Starke Momente entstehen im Zusammenspiel mit Stolzenwald. Aus dem zehnköpfigen Ensemble machen neben den beiden Genannten André Stuchlik als aalglatter Abt, Peter Höschler als weiser Bruder Nikolas und Josephine Bönsch als junges Mädchen mit kaputter Niere auf sich aufmerksam.