Zahlreiche Fäden legt die Autorin aus, doch anstatt sie zu verknoten, verheddert sie sich darin. Man merkt ihrem Stück an, dass sie häufig fürs Fernsehen arbeitet. Kurzatmig haspelt sie die Szenenfolge ab, baut rasch einen Lacher ein, wo zu viel Tiefgang droht, gründelt philosophisch, wenn die „action“ ins Stocken gerät, schreibt auf Pointen hin, die nicht immer knallen.
Die Schauspieler machen aus der unentschlossenen Vorlage das Bestmögliche. Marion Fuhs lotet als Colby alle Facetten einer jungen Mutter aus: erwartungsfroh-banger Stolz, abgrundtiefe Frustration, Wut auf sich selbst und die anderen, todtraurige Resignation, Flucht vor der Realität, brennender Hass und zaghafte Liebesversuche. Daniel Mutlu gibt Nick als gutmütigen Schluffi von der Statistikbehörde, der sich, überfordert mit der häuslichen Situation, in abstruse Meinungsforschung versteigt und die Bevölkerung nach der Lebenswertigkeit unterschiedlicher Kreaturen von der Kakerlake bis Paris Hilton befragt. Damit setzt er seine berufliche Karriere, die er im Grunde nur seinem Bruder Pete verdankt, in den Sand. Diesen Pete verzerrt Markus Penne bis zur schrillen Karikatur. Er spielt einen nervigen Macher, der wie aus einer überdrehten Highschool-Komödie in das Stück gefallen zu sein scheint. Hier hätte Regisseurin Richter bremsend eingreifen müssen. Aber wer weiß – vielleicht hat sie, mit einem Auge die jugendlichen Theaterbesucher im Blick, seinem Affen sogar Zucker gegeben?
Am Ende lassen Colby und Nick das Leben, wie es hätte sein können, wenn ihre Tochter „normal“ gewesen wäre, im Zeitraffer an sich vorbeisausen: Kindergarten, Schule, erster Kuss, erster Liebeskummer, College, Heirat, Kinder … Okay, das mag man als „American way of kitsch“ abtun. Anrührend ist es allemal.