Jetske Mijnssens psychologisch fundierte Personenführung hebt die zunehmende Zerrissenheit der Charaktere hervor, die im Sog ihrer auferlegten Verpflichtungen mehr und mehr gegen sich selbst und ihre ureigensten Interessen handeln müssen, bis sie an diesem Konflikt zu zerbrechen drohen. Die romantische Tonsprache Théodore Gouvys weist trotz ihrer unüberhörbaren Eklektizismen – Reminiszenzen an Weber, Mendelssohn, Verdi, Gounod, Tschaikowsky und Richard Wagner, zu dessen Werk Gouvy ein zwiespältiges Verhältnis hatte, sind unverkennbar – eine originelle und mitreißende Handschrift auf. Allerdings verwendet Gouvy gelegentlich –wie zum Beispiel im Racheduett – ein dramaturgisch ungeeignetes Formschema und verschenkt so dramatische Spannung und Stringenz.
Geschlossenheit und Homogenität zeichnen die mit standing ovations aufgenommene Saarbrücker Aufführung aus: Jetske Mijnsens konsequent durchgehaltenes Regiekonzept verbindet sich mit einer überzeugenden Orchester- und Ensembleleistung. Trotz einiger stimmlicher Schärfen in der Höhe gestaltet Christa Ratzenböck eine burschikos-erfrischende und doch tiefer Gefühle fähige Ximene; Hans-Georg Priese begeistert mit baritonalem Heldentenor und subtil nuanciertem, die ganze Spannweite des Charakters auslotendem Spiel. Um sie agieren Hiroshi Matsui (Don Diego), Thomas Jesatko (Graf Gormas) und Guido Baehr (König Don Fernando) in einem stimmigen Ensemble.