Die Musik von Ermanno Wolf-Ferrari dagegen ist durchaus abwechslungsreich: Im temporeichen, quirligen Auftakt (zu dem ein Tanz-Paar die Heirat zelebriert) klingt die commedia dell arte an, dann setzen mal leichtes, helles Klavier und die Harfe vorsichtige Akzente, im Ehestreit schwingt sich die Oper zu fast Wagnerscher Wucht auf. Das Orchester unter GMD Andrea Sanguineti spielt die unterschiedlichen Emotionen schön aus – und am Ende hat der Diener Sante den letzten Zug. Dieser in eine lila-goldene Livree gewandete Diener (Stefan Bley) taucht dann auch in Nino Rotas „Nacht der Ängste“ auf, und der Darsteller des Gil, Ji-Su Park, hat zwei kurze Auftritte als Hoteldirektor. So versucht die Inszenierung beide Stücke zu verklammern, das 50 Jahre jüngere Werk als eine Art Vorspann zu „Susannens Geheimnis“ zu zeigen. Auf der Bühne stehen nun statt Foyer-Möbeln drei Betten, dahinter eine Wand voller Türen, zwei Hoteletagen darstellend. Hier spielt die absurd-kuriose Geschichte eines schlaflosen Neurasthenikers (Hans-Peter Struppe), der gleich drei Hotelzimmer gemietet hat, um im mittleren wirklich seine Ruhe zu haben. Doch es ist Messe und der geschäftstüchtige Direktor hat die Zimmer rechts und links doppelt vermietet. Und es kommt, wie es kommen muss: links lärmt ein betrunkener Kommandeur (Michael Berner), rechts ein Sado-Maso-Pärchen in Westernkluft mit Strapsen (Patricia Bänsch, Thembi Nkosi). Christian Papke hat die Wut-Attacken des Schlaflosen, den Slapstick des Betrunkenen angemessen turbulent und temporeich inszeniert, aber an straffer Leine.
Warum er allerdings alle Personen doppelt auftreten lässt, bleibt (s)ein Geheimnis: Alle Sänger haben Schauspieler-Doubles, die oben ein Zimmer betreten und unten darin ankommen, ein ständiges Tür auf, Tür zu, rein und raus. Da bleiben den Sängern wenig Entfaltungsmöglichkeiten, nur Hans-Peter Struppe spielt seine Buffo-Partie des schäfchenzählenden, wütenden Gastes schön und präzise. Und wenn donnernde Musik seinen Schlaf stört, dann singt er auch so. Die Klänge von Rota sind ohnehin das Interessanteste: Das beginnt mit sanft-schwelgenden Tönen, die immer wieder schroff abbrechen, dunkle Klänge weiten sich zu Gefahrgrollen. Doch es gibt auch schnelle Streicherbegleitung der Turbulenzen, in die helle Bläsertöne tropfen, klare Gesangslinien dominieren. Und dem Liebespaar wird in kinoreifer Musikteppich unterlegt, der, wie der 30-Minuten-Einakter, schrill endet.