Foto: Szene aus der "Panda-Pand"-Uraufführung am Jungen Schauspielhaus Düsseldorf © David Baltzer
Text:Sarah Heppekausen, am 28. August 2023
Am Jungen Schauspielhaus Düsseldorf überzeugt die Adaption des neuen Kinderbuchs „Panda-Pand“ von Saša Stanišić sowohl musikalisch als auch durch eine enorme Spielfreude.
Saša Stanišić hat Spaß an der Sprache, am Spiel mit Sprache. Und es ist eine wahre Freude, als Erwachsene sein zweites Kinderbuch „Panda-Pand“ zu lesen oder – vielleicht sogar noch besser – dem Autor selbst zuzuhören, wie er es liest (das macht er in der Hörbuch-Ausgabe). Da erzählt er vom gemütlichen Panda Nicht-Peter und dessen Vorlieben: „bedächtiges Bodenturnen“, „kurz mal klettern“ und „Pipipfotenstand“, erfindet Wörter wie „davon pandopieren“, „verbambust“ und „krallbohren“. Und lautmalt die Geschichte, wie Nicht-Peter einen ersten Ton im Bambusrohr entdeckt, das „Pflöte“ spielen als neues Hobby angeht und mit seinen Freunden Nicht-Gerhard und Nicht-Olivia eine Band gründet – die „Panda-Pand“.
Das hat Wärme und das hat Witz. Und das Junge Schauspiel Düsseldorf hat die sehr gute Entscheidung getroffen, Stanišićs Geschichte jetzt zum ersten Mal für Kinder ab vier auf die Bühne zu bringen. Die ist in diesem Fall hinterm Schauspielhaus im lauschigen Hofgarten, das Publikum sitzt auf Bastmatten im Gras, gespielt wird unter Bäumen, Ausstatterin Anna Brandstätter hat eine rollbare Bambushöhle zimmern lassen, alles passt perfekt. Bei der Premiere überraschte dann ein heftiger Gewitterschauer Pandas wie Publikum und die Technik baute ratzfatz um, um etwa 20 Minuten später im Foyer weiterzuspielen. Das gehört zum Risiko von Open-Air-Veranstaltungen.
Wie man ein Panda wird
Aber zurück zum Beginn. Da wird Eva (Maria Schindele) erst mal zum Panda Nicht-Peter, zieht sich das Kostüm über und bekommt schwarze Augenringe gemalt. Dafür zieht das Team um Regisseurin Carmen Schwarz und Dramaturgin Leonie Rohlfing einen Teil von Stanišićs Nachwort nach vorn. In dem berichtet er, dass er als Fünfjähriger Pandabär werden wollte, lange nur schwarze oder weiße Klamotten trug. Damals, als der später mit seiner Mutter nach Deutschland Geflüchtete noch in Jugoslawien lebte.
Auf der Bühne wird Noch-nicht-ganz-Panda Eva immer wieder unterbrochen – von zwei Gartenpfleger:innen im grünen Overall (Fatih Kösoğlu und Lena Maria Eikenbusch), die dann auch mal als Baum herhalten müssen, wenn der Panda sein Klettern präsentieren will. Das ist klug und unkompliziert umgeschrieben, ohne allzu viel ins Buch einzugreifen. Und bringt das junge Publikum gleich reichlich zum Lachen. Schindele greift sich als Panda Nicht-Peter ans größere Ohr, wenn er grübelt, hängt gemütlich auf dem Rücken, Beine nach oben, wenn er chillt – und wenn er nicht gerade Knabberstangen knabbert. Und Panda-Purzelbäume können die Darsteller:innen auch.
Lieblingsflöte mit Lieblingston
Fatih Kösoğlu bewegt sich als Panda Nicht-Gerhard etwas behäbig, liebevoll-dümmlich stellt er seine Nachfragen und lädt jede:n zum Raufen ein. Nicht-Olivia ist bei Lena Maria Eikenbusch eine derbe Panda-Dame mit schickem Hut und einer Schrecke als Haustier, die ihr als heliumgefüllter pinker Luftballon am Gürtel hängt. Meine Tochter empfand sie als „etwas böse“, klar, sie zerbeißt Nicht-Peter die Lieblingsflöte mit dem Lieblingston. Ich würde sie vielleicht eher als etwas eitel mit Attitüde beschreiben. Eine, die „actet“, bevor sie nachdenkt.
Die drei musizieren gern gemeinsam. alpha kartsaki hat ihnen einfache und Kolbenflöten gebaut, sie schlagen auf Bambusrohre und auf Rohrtrommeln, sie singen und sie animieren zum Mittanzen und Mitsingen. Es ist eben dieses Konzert, in dem auch das Publikum zu Pandas wird, das einen mitreißenden Mehrwert schafft. In Düsseldorf haben die drei Pandas sogar ihr eigenes Album produziert: „Pflöten – Schlafen – Fressen“ heißt das – und alle Kinder singen mit. So simpel es auch ist: Musik begeistert. Und sie mit den Pandas entstehen zu sehen und zu hören, ist so lehrreich wie ein Garant für gute Laune.
Im Buch stellt Stanišić nachdenkenswerte Fragen wie: Verändert sich ein Ton, wenn man an etwas Schönes denkt? Oder wenn man beim Spielen eine Grimasse zieht? Auf der Bühne setzen die Regisseurin und ihre Darsteller:innen auf direkte Ansprache („Wie klingt das für dich?“) und am Schluss auf gute Stimmung (beim Konzert). Manche Vereinfachung hätte es vielleicht nicht gebraucht (aus dem so schönen „bedächtigen Bodenturnen“ wird ein „sanftes Bodenturnen“). Auch die mitsingenden Panda-Kinder müssten nicht unbedingt kategorisiert werden („einige waren sofort dabei, manche waren Glitzer, manche verschüchtert, andere Naturtalente…“), das bekommt einen pädagogischen Beigeschmack. Aber die spielfreudige Grundhaltung der Inszenierung, die Stimmungen und Charaktere so liebevoll wie lustig nachzeichnet, die funktioniert wunderbar.