Kann man die Welt erforschen, ohne sie zu erobern? Und was zeigt eine Karte, die aus dieser Erforschung entsteht – wirklich die Welt oder (nur) die subjektive Sicht darauf? Große Fragen, die die junge Autorin Magdalena Schrefel in ihrem Stück „Ein Berg, viele“ stellt und klug, aber undogmatisch beantwortet. Dafür erhielt sie 2020 den Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker und nun die Uraufführung am Schauspiel Leipzig.
Das Stück hat die Ausstatterin Julia Nussbaumer in einen grauen, engen Schauraum gepackt. Auf der Kleinen Bühne, der „Diskothek“, schaut man zunächst wie auf ein Modefoto: In gläsernen Vitrinen posieren vier scheinbar gleiche Gestalten, in altmodisch-altrosa Kleidern und Schnallenschuhen, die Kunstperücken einen Ton heller. Doch die Mikroports verraten, dass sie auch etwas zu sagen haben – sehr bald. Magdalena Schrefel nimmt einen – wahren oder angeblichen – Geografen, der den „Berg Kong“ und damit auch den Landesnamen gefunden haben will, zum Anlass, über unsere europäischen Schritte in fremde Länder nachzudenken. Doch der Prolog führt zunächst zur Premiere eines Films, der erst noch entstehen wird, über eben diesen Weltvermesser. Ein bisschen Oscar-Glamour fährt Regisseurin Pia Richter auf, dazu eine lange, gescheite Abhandlung über die „Verfertigung des Schiffes im Segeln“. Diese Persiflage in dem Stück und dessen Inszenierung wollen vor allem eines: „mehrere Ebenen und Sichtachsen“ bieten, auf die Welt, deren Abbild und auf uns, die wir dieses Abbild für die Welt nehmen. Und so darf hier jede(r) mal der Geograf sein, der die Welt in einer Karte ordnen will. Aber das Ensemble aus Paulina Bittner, Thomas Braungardt, Anne Cathrin Buhtz und Patrick Isermeyer verkörpern auch die Kinder des Geografen, die Filmcrew, die „Wilden“, denen der Mann und später die Filmemacher begegnen.