Regie und Ausstatter Tilo Staudte nutzen die imposante Kulisse der Greifensteine – hohe Bäume und wie gestapelte Steinplatten wirkende Felsen – weidlich und geschickt: Hoch oben blinkt ein Leuchtturm, das Bergrestaurant wird durch Schilderwechsel vom „Kulturhaus 8. Mai“ zum „FDGB Ferienheim“, mittendrin steht ein Kutter, ein güldener Marx-Kopf leuchtet in der Sommersonne, selbst die Wanderwege werden zur Bühne, zuerst für den komischen VoPo (Nenad Zanic), der „sachdienliche Hinweise“ für die Veranstaltung gibt. Und dann trudelt von allen Seiten die junge Truppe ein: Stupsi (Friederike Kury, einziger Gast in dieser Inszenierung) und Brit (Elisabeth Markstein), Kay (Nick Körber) und Wolf (Sebastian Schlicht) sind dabei die erst Streit-, dann Liebespaare. Natürlich kommen ebenso ein Trabi und ein Transportbeton-LKW vorbei.
Auch musikalisch ist man dem Film treu geblieben (Musikalische Leitung: Thomas Bürkholz, Markus Teichler), die Original-Klänge von Gerd und Thomas Natschinski hat Thomas Bürkholz ein bisschen aufgepeppt, den DDR-Pop auf Breitwand gezogen, für Stupsi wurde das Lied „Was fang ich an mit diesem Mann?“ hinzukomponiert, der Sound für‘s Halbplayback wurde vom Theater aufgenommen. Original sind Titel wie „In der Mokkaeisbar ist es geschehen“, und die Spielfreude und der Elan des Ensembles reißt einiges raus. Choreographin Kirsten Hocke hat mit Laientänzern hervorragend gearbeitet und pfiffige, schmissige Tanzszenen auf die schmale Bühne gebracht. Friederike Kury als Stupsi ist ist so niedlich wie agil, kann kokett ebenso wie ironisch sein. Nick Körber gibt seinem Kay freche und romantische Züge mit. Und Isa Etienne Flaccus als Möchtegernschauspielerin Thalia macht das ganz wunderbar: Bevor sie sich küssen lässt, erklärt sie dem jungen Mann, richtig Küssen sei blanker Naturalismus, das müsse man „zeigen“ wie von Brecht gefordert. So mildern die sympathischen Darsteller die Behäbigkeit dieses Sommertheaters etwas ab, in dem längere Textpassagen den Schwung eher verlieren, ein paar DDR-Witze gibt's auch („Du hörst dich an wie aus dem Klub schreibender Arbeiter“ zickt Brit da Stupsi an). Im Publikum war anerkennend zu hören „Erstaunlich, dass es solche Filme bei uns gab“, im Prinzip aber hat diese Freilichtaufführung schon Ostalgie à la Mitteldeutscher Rundfunk an sich.
Doch das, wie gesagt, mildern die wunderbaren Schauspieler ab und einige sehr gelungene Szenen: Da wird getanzt, bis der Kutter brennt, zur etwas basslastigen Mitwipp-Musik setzt der junge Kay das Lied fort, das der ältere begonnen hat. Als sich nach 90 Minuten Film- und Bühnen-Stupsi Doerk und Kury auf der Bühne umarmten, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.