Nachdem schon dieser Plott irgendwie ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint, setzt der Regisseur des Abends, Carsten Ramm, nun noch eine Schippe drauf und inszeniert die filmische Vorlage beziehungsweise deren Übersetzung von Heike Berg als altbackene, staubige Schultheaterkomödie. Vor der Kulisse eines fast den gesamten Bühnenraum einnehmenden Projektionsfeldes (Bühnenbild: Thilo Schwarz), auf dem mal Schwarz-Weiß-Videos zu Wolfs geheimen Spurensuchen in den Schränken, mal an Scherenschnitte erinnernde Schattenfiguren zu sehen sind, finden verschiedene Dialogszenen statt, darunter das gemeinsame Mahl, in dem uns die Protagonisten in barocken Gewändern (zur oft barocken Musik) begegnen, oder beispielsweise die Schachpartien zwischen dem Alibi-Schriftsteller und dem Bildschirmzampano.
Verstaubte Sammlung
Nicht nur letztere, die das Duell der Männer widerspiegelt, zeugt von einem überschaubaren Bildrepertoire der Aufführung. Fehlen darf in der verstaubten Sammlung natürlich ebenso wenig der Vogel im Käfig. Damit auch wirklich jede:r der Zuschauer:innen des lediglich halbbesetzten Saals die allzu komplexe Metapher zu entschlüsseln vermag, wird er passend neben Catherines Bett platziert, die ebenso zu einer Gefangenen des Schicksals geworden ist. Nun kann man über eine gewisse inszenatorische Kreativitätslosigkeit hinwegsehen. Dasselbe gilt für die zeitliche Streckung der ohnehin verschlafenen Realisierung über eine Pause hinweg. Weniger verzeihlich erscheint hingegen das hölzerne Spiel des Ensembles (u.a. René Laier, Nadine Pape, Thilo Langer), gepaart mit einer Textfassung, die nicht über das Niveau einer Soap hinausreicht. Zu den Gesprächsformaten à la „Jetzt haben sie mich aber erschreckt!“ / „Oh, das tut mir leid“ respektive „Möchten Sie ein Ei?“ / „Ich nehme ein Croissant“ gesellen sich zahlreiche Phrasen im Stil von „Das Leben ist ein Spiel“.
Soll man diese Darbietung als eine angemessene Aktualisierung der Kritik des einstigen Nouvelle Vague-Filmemachers an der Fragilität der bourgeoisen Fassade verstehen? Wenn ja, wäre in diesem Fall eindeutig zum Original zu raten. Diese Alternative ist nämlich paradoxerweise weitaus moderner und anregender als ihr flaches Remake.