Erst am Ende wird die Uraufführungsinszenierung von Friederike Heller so überdeutlich. Ansonsten entwickelt sie auf der leeren Bühne von Sabine Kohlstedt – eine leichte schwarze Schräge, mit jeweils vier Stühlen auf jeder Seite perspektivisch angeordnet, in der Mitte hinten eine kleine silberne Schale – strenge Formalisierungen. Es dominieren die Farben Schwarz und Weiß (Kostüme ebenfalls Sabine Kohlstedt), rechts sitzen die „Weißen“, links die „Schwarzen“. Wenn zunächst die ersteren eher aktiv erscheinen, dann wechselt mit zunehmender Dauer der Energiestrom hin und her. Wenn die SpielerInnen zu Beginn den Spielraum von hinten und von vorn durch den Zuschauerraum betreten und sich dann schließlich vor der Schräge direkt vor dem Publikum sich aufbauen und es anglotzen, wird deutlich, hier wird eine Sache verhandelt, die Spieler wie Zuschauer gemeinsam betrifft. Und das bleibt keine Sache des Anfangs, sondern findet während der gesamten Spieldauer immer wieder statt. Mit einer Art Dauerlächeln starren die Aktricen und Akteure immer wieder ins Publikum als seien sie Teil einer Fernsehshow. Aber Heller betont nicht das Voyeurhafte, sondern führt in immer neuen Versuchsanordnungen die Beziehungen zwischen den „Liebenden“ und den „Geliebten“ vor und baut dabei immer wieder zeichenhafte Tableaus auf.
Im Kampf der körperlichen Gesten, in denen sich die grinsenden Masken verlieren, entwickeln die vier Paare jeweils eine eigene Dynamik. Zuvörderst im eher selbstquälerischen Modus Vic und Noah (Matthias Thömmes), Silvia (Almut Henkel), die Mutter von Vic, bildet mit Bosco (Boris Koneczny), dem Doktorvater von Vic, ein Paar, das eher die komischen Seiten eines Zusammenlebens auslotet. Laura (Carmen Witt) hingegen muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, fühlt sich aber eher zu Franko (Julius Forster), dem Bruder von Vic, hingezogen, während Diana (Anne-Marie Lux) und Calista (Larissa Breidbach) ihre lesbischen Neigungen entdecken. Auch wenn Hilling den Figuren genügend Futter gibt, um diese in psychologische Rollen zu verwandeln, auch hinter dem Begehren den Schmerz zeigt, beschreibt sie vor allen Dingen Situationen, in denen das Handeln im Vordergrund steht, zumal in den hochphilosophischen Dialogen die Figuren stets ihre eigene Position reflektieren. Mit ihren zeichenhaften Formalisierungen gelingt es der Regie von Heller, diesem Text einen eindrücklichen Raum zu schaffen. Maximilian Hecker spielt dazu live sentimentale Songs ein, muss ja bei „Love“ wohl so sei. Denn auch nach „Wie kann ich Dich finden, zu mir ziehen und überreden zu bleiben“ bleibt die Liebe das, was sie immer war und ist: „ein seltsames Spiel“, wie Connie Francis einmal gesungen hat.