Kai Fischer – gelegentlich auch selbst als Hamlet im Bild – ist der Beweger dieses klug eingefädelten Spiels mit Objekten und wird später noch mit den hinreißend einfachen Mitteln des Papiertheaters die Vorgeschichte der Rivalität zwischen Hamlets Vater und dessen Bruder Claudius erzählen. Die ausgeklügelte Live-Schaltungs-Regie fügt dabei die verschiedenen Spielräume, Darstellungstechniken und Bedeutungsebenen geschickt zusammen. Und wenn Hamlet seine Mutter einfach stummschaltet und seinem Onkel eine digitale Comic-Nase wachsen lässt, wird ohren- und augenfällig, wie sehr das Medium die Botschaft formt, verbiegt oder unterdrückt. Eine eingeschobene Zuschauerbefragung rund um unsere Vorurteile über die vermeintlichen Familienerfahrungen der anderen unterstreicht den partizipativen Charakter jener sozialen Medien, in denen mehrheitlich unterstützte Meinungsbilder oft mit der Wahrheit verwechselt werden. Ist die Gewalt womöglich Folge einer grundlegenden Entfremdung von unseren Mitmenschen – auch den engsten Verwandten – durch eine völlig distanzlose Distanzierung im Umgang mit den neuen Medien? Komplizierte Fragen, die Christopher Weiß und Kai Fischer mit ihrem Projekt „Enter Hamlet“ ästhetisch ansprechend und gut zugänglich in den digitalen Raum stellen. Ein sehr geglücktes Experiment, bei dem neben der Erprobung neuer technischer und theatraler Möglichkeiten auch die gute alte Schauspielkunst nicht zu kurz kommt.