Loy hat bereits Così-Erfahrung, Johannes Leiacker (Bühne) den Sinn für die Reduktion der Szene aufs Wesentliche und Barbara Drosihn das Gefühl für die schlichte Eleganz zeitloser Kostüme. So entsteht ein Raum, der die volle Konzentration auf das Stück ermöglicht. Dem rückt der Regisseur nicht mit dem groben Geschichten-Pinsel, sondern mit der feinen Feder der psychologischen Feinzeichnung zu Leibe. Hier braucht man die Verkleidungsshow im Stück nicht, die ja doch immer nur zwischen albern und völlig unglaubwürdig changiert.
Wenn die jungen Männer, die die Treue ihrer Bräute testen wollen, verkleidet wiederkommen, dann genügt eine Handbewegung Alfonsos und die weiße Wand mit den zwei Flügeltüren teilt sich für einen shakespearschen Moment der Verzauberung samt riesigem, ergrünten Baum. Außerdem ist die Personenführung dermaßen präzise, dass man zusätzlich zu dem, was die Protagonisten singen, auch noch sieht, was sie heimlich denken, was sie verunsichert, was sie sich noch verbieten, aber wohl gerne selbst gestatten würden. Das Musterbeispiel dafür ist Fiordiligis Felsenarie. Elsa Dreisig singt diese sich selbst zugesprochene Behauptung, nicht wanken zu wollen, nicht nur grandios, sie spielt dabei zugleich alle Facetten des Selbstzweifels durch, so dass es sie am Ende im Wortsinn umhaut. Man hört, was sie meint, der herrschenden Moral schuldig zu sein, und sieht, wie sie das fertig macht. Das ist grandios und nur ein Beispiel. Marianne Crebassa (Dorabella), Andrè Schuen (Guglielmo) und Bogdan Volkov (Ferrando) haben alle ihre Momente der Verunsicherung. Das sieht man selten so fein ausformuliert. Da nimmt man es hin, dass Loy die Rückkehr der Paare in ihre ursprüngliche Konstellation im Grunde so belässt wie sie im Buche steht. Er hat hinreichend vorgeführt, dass das so nicht für die Ewigkeit sein dürfte.
Stimmlich und als Komödiant grandios ist natürlich Johannes Martin Kränzle als Don Alfonso, der nicht nur die mädchenhafte Despina Lea Desandre (ver-)führt. Er weiß zwar längst viel mehr über das Leben und die Liebe als seine jungen Freunde, aber auch Kränzle hat seine ambivalenten Augenblicke. Man fragt sich schon, warum er Guglielmo so nahe kommt, dass der ihn einmal brüsk zurückstößt. So wie man sich auch fragt, ob Fiordiligi bei dem einen Blick in die Augen nicht doch ihren Guglielmo erkannt oder zumindest was geahnt hat. Wenn eine Inszenierung, die in der Reduktion des Drumherums so klar auf die Musik und die Geschichte setzt, Spekulationen dieser Art erlaubt, ist das eine Klasse für sich.
Es ist der Lohn für den Mut der Festspielmacher, dass auch die zweite Opernproduktion ein Wurf geworden ist, der einfach glücklich macht!