Foto: Zauberhaft: Alexandra Lubchansky als Amelia und Urban Malmberg als großer Magier. © Forster
Text:Marieluise Jeitschko, am 30. März 2012
Nur wenige Wochen nach dem Uraufführungserfolg von Manfred Trojahns fünfter Oper „Orest“ in Amsterdam (siehe _Die Deutsche Bühne 2/2012_) stellt das Musiktheater im Revier mutig das vierte Bühnenstück des Düsseldorfers wieder zur Diskussion: „La Grande Magia“ nach Eduardo de Filippos Schauspiel, 2008 in Dresden uraufgeführt. Es ist eine psychologische Tragödie zwischen Liebe und Sehnsucht, Realität und Illusion – eine herrlich theatralische, melancholische Geschichte mit mehreren Personengruppen und komplizierten Handlungssträngen.
Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Marta und Calogero. Um seine frustrierte Gattin (fast soubrettenhaft leicht: Alfia Kamalova) bei Laune zu halten, bestellt Calogero (mit federndem Tenor: Daniel Magdal) den Magier Otto Marvuglia (ausdrucksvoll wie schon in Dresden: Bariton Urban Malmberg) in das Hotel, in dem die Großfamilie di Spelta gemeinsame, aber leider unharmonische Ferien verbringt. Der Magier zaubert die Schöne einfach weg. So kann sie ihrer Leidenschaft, als Sängerin wieder auf der Bühne zu stehen, freien Lauf lassen. Dem betrübten Ehemann überreicht Marvuglia sein Zauberkästchen: Darin sei die Angebetete; Calogero möge es öffnen, wenn er sich seiner Liebe und Treue zu ihr ganz sicher sei. Der jedoch hält die Schatulle verschlossen und an seiner Illusion auch fest, als Marta nach sieben Jahren heimkehrt und beteuert: „Der Zauber war doch nur ausgedacht für ein Abenteuer“. Er aber entgegnet: „Das Abenteuer wurde mein Leben“. So tragen denn die Straßenmusikanten mit Akkordeon, Klarinette und Tuba die Liebe der beiden endgültig zu Grabe.
Für Regisseurin Gabriele Rech ist es eine Geschichte aus dem Heute, die sie mit viel Liebe zum Detail in der Personenführung, aber nicht allzu viel Poesie erzählt. Hatte „rosalie“ die Dresdner Bühne mit blauen Luftballons, die zum Schluss wie die Träume der Liebenden platzten, ausstaffiert, so baute Dieter Richter eine altmodische italienische Sommerfrische. Renée Listerdal kostümiert die zwölf Personen ihrem Charakter entsprechend. Trojahns Musik ist bewusst Richard Strauss verbunden. Instrumentierung und Zitate verweisen deutlich auf „Ariadne“, aber auch – mit ein paar derben Walzer-Takten und einem Marschallin-Zitat gegen Ende – auf den „Rosenkavalier“. Der fast durchgängige Parlando-Gesang erinnert an „Capriccio“. Hübsch zeichnet allerdings das a cappella Quintett zu Beginn des letzten Bildes die Ausweglosigkeit und Langeweile nach. Dem Publikum wird viel Konzentration abverlangt. Entschädigt wird es durch die vorzüglichen Sänger-Darsteller und die exzellent gestimmte Neue Philharmonie Westfalen unter Gastdirigent Lutz Rademacher.