Dramaturgisch überzeugt John von Düffels Spiel der Erinnerung dagegen umso mehr. Da geht er sogar viel weiter als im Film. Und die dynamischen Dialoge fesseln. Virtuos spielt der Autor mit Zeitebenen. Wie sich die Schauspieler in diesem Traumraum an Grenzen peitschen, ist brillant. Da beweist Uta Koschel ihr Gespür für das Unbegreifliche. Mit Stehlampen und fahriger Lichtregie schafft Bühnenbildner Stefan Brandtmayr eine diffuse Atmosphäre der Angst. Im Zentrum der Bühne steht ein Piano. Auf dem Instrument wurde das Lied komponiert, das in den 30er-Jahren Menschen in den Suizid getrieben haben soll. Diese dunkle Komponente meißelt Koschel heraus. Kongenial spielt der musikalische Leiter Johannes Mittl mit dem Motiv. Als eiskalter deutscher Geschäftsmann und Nazischerge wächst Gabriel Kemmether über sich hinaus. Ebenso überzeugt Paul-Louis Schopf als verzweifelter Komponist András, der sich in den Kokon seiner Einsamkeit einspinnt. Dass Nils Brück die Hintergründigkeit des jüdischen Restaurantbesitzers László brillant zeigen kann, liegt bei dem Könner tragikomischer Rollen nahe. Hier ist er vor allem ein leidenschaftlich Liebender, der sich in der Dreiecksbeziehung behaupten muss. Klug spielt die bildschöne Bettina Burchard mit den Männern. Im Stück ist sie eine starke Frau, die um ihr Glück ringt.
Lachen und Schrecken liegen in Koschels Regie dicht beieinander. Und sie kennt keine Tabus. Wenn der jüdische Gastronom László den Nazis einen Witz aus dem Konzentrationslager erzählt, tritt der Zynismus der Zeit grausam zu Tage. Auf diesem schmalen Grat offenbart sich Koschels bemerkenswertes Schauspielertheater.