Auf dem Vorhof des noch im Bau befindlichen Kulturbahnhofs steht ein verhülltes Objekt, das sich, von zwei Mitspielern – eigentlich verwandeln sich bei diesem Projekt die Zuschauer zu Mitspielern – enthüllt, als Autowrack, als verunfallter Audi entpuppt. Zwei weitere Teilnehmer werden gebeten, auf dem Fahrer- und Mitfahrersitz Platz zu nehmen und beispielsweise den Kopf auf das Lenkrad zu legen. Verblüffend, welche Bilder vom Aufprall im Kopf des Betrachters entstehen! Nun erst wird die Stimme im Kopfhörer verkörpert: Der Schauspieler Folkert Dücker vom Theater O, der in die Rolle eines Sicherheitsingenieurs schlüpft, führt zu den noch nicht fertiggestellten Theaterräumen, zunächst wohl in das künftige Foyer. Dort erzählt er von seinen Träumen, einmal Cello-Spieler zu werden. Dazu erklingt Bachs „Komm süßer Tod“ (Musikauswahl: Barbara Borgir). Im ersten Stock wird man in einen Raum geführt, in dem an einer Leine Torsi einer Dummypuppe hängen, Kopf, Brust, Unterleib mit Beinen. Dücker setzt diese Puppe nicht nur zusammen, sondern kalibriert diese auch, dann werden der Maske gelbe Striche hinzugefügt. Sodann wird diese auf einer Bahre davongetragen.
Am Ende dann sitzt das Publikum im Stuhlkreis. Die gelben Linien auf der Maske werden abgeschminkt. Im Dunkel kreist ein Spot, tastet die Zuschauer ab und da sitzt dann die Dummypuppe ohne Maske: der Tod. Eine ganz starke Szene, die vermittelt, der Tod gehört zum Leben, er ist wie mein Nachbar. Im Raum herrscht eine Konzentration, die im Alltag nicht anzutreffen ist. Hier wirkt die Magie des Theaters. Auch, wenn Folker Dückert noch einen quasi-philosophischen Text abliest, den es nicht zwangsläufig gebraucht hätte; die konzentrierte Stille war (mir) wichtiger. Florian Feisel ist die Sensibilisierung der Wahrnehmung gelungen, wie auch das Mitspielen ganz unaufdringlich zu einem selbstverständlichen Vorgang wird, wie man es leider selten erlebt. Robin Burkhardt und Samuel Hof haben für die eindringliche Performance die Installationen geschaffen. Bleibt nur angesichts des Bauzustands der neuen Theaterräume zu hoffen, dass das Theater Aalen deren Eröffnung am 2.10. feiern kann.