Foto: Aaron Fox (Alexander Franzen), Georgia (Ulrike Barz), Carmen (Kerstin Kluge) und Oscar (Stephan Mertl) in der Coburger DSE von "Curtains". © Henning Rosenbusch
Text:Susann Winkel, am 7. November 2011
Die Zielrichtung ist eindeutig: Das Landestheater Coburg möchte sich über die Grenzen seiner Region hinaus als Musicalbühne einen Namen machen. Ein Achtungszeichen für dieses ehrgeizige Ziel setzte im letzten Jahr die Inszenierung von Elton Johns „Aaida“. Und auch in der laufenden Spielzeit stehen wieder vier Musicals auf dem Premierenplan des oberfränkischen Dreispartenhauses. Darunter neben vertrauten Broadway-Klassikern auch „Curtains“, das letzte Stück der „Cabaret“-Autoren John Kander und Fred Ebb. In Coburg erhält es den Zusatz „Vorhang auf für Mord“ – ein deutlich gesetzter Hinweis auf den kleinen Clou, das nicht unumstrittene Spätwerk in der Deutschsprachigen Erstaufführung zu zeigen.
Für den neuen Text zeigte sich einmal mehr der erfahrene Musical-Übersetzer Wolfgang Adenberg verantwortlich – mit eingängigem Ergebnis. Obwohl erst 2006 in Los Angeles zur Uraufführung gekommen, erinnert „Curtains“ noch einmal an die Goldene Ära der Musicals. Die Handlung führt zurück in das Jahr 1959, als am Bostoner Colonial Theatre mit dem Premierenvorhang des Bühnendebakels „Robin’ Hood“ auch die talentlose Diva Jessica Cranshaw zu Boden fällt. Vergiftet auf offener Bühne. Die Ermittlungen in dem Mordfall nimmt Lieutnant Frank Cioffi auf. Ein ausgewiesener Theaterliebhaber, der zwischen sich mehrenden Leichen und seinen Avancen für die Jung-Aktrice Niki Harris der Show zu neuem Glanz verhilft. Viele Zutaten also, die am Ende dennoch nur eine leichtgewichtige Komödie ergeben, in deren Mittelpunkt das Muscial selbst mit seinen Intrigen, Abhängigkeiten und Sehnsüchten steht.
In Coburg platziert Regisseurin Jean Renshaw diese Selbstbespiegelung des Bühnenvolks auf einer kargen Showtreppe. Was sich dort über knapp drei Stunden Aufführungsdauer abspielt, ist launig, aber wenig überraschend. Farbe verleiht der harmlosen Persiflage auf das Showbusiness noch am ehesten Gastdarsteller Jens Janke als Lieutnant Cioffi. Mit fast schon kindlicher Freude und Großem-Jungen-Charme wirft er einen Blick hinter die Fassade der glitzernden Bühnenwelt. Wo die Musik mit anrührenden Duetten und schillernden Shownummern vergangenen Musical-Zeiten nostalgisch nachspürt, verliert sich die Ausgestaltung der Schauspielparts oft in allzu plakativen Zügen. Da wird etwa der Auftritt von Stage-Manager Johnny Harmon mit rosa Tutu und grünem Galakleid zur überzogenen Travestienummer in Endlosschleife. Dennoch: Es ist ein unterhaltsamer Abend, den das Ensemble des Landestheaters Coburg mit seinen zahlreichen Gästen zur Deutschsprachigen Erstaufführung gebracht hat. Ob es mit 17 geplanten weiteren Vorstellungen in dieser Spielzeit den Status des Hauses als Musicalbühne auch über die Region hinaus festigen kann, bleibt fraglich.