Foto: "Onkel Richards phantastische Welten" am TdJW Leipzig © Christian Hüller
Text:Ute Grundmann, am 24. Juni 2013
Auf dem roten Sofa steht das Bild Richard Wagners. Unter seinem strengen Blick versuchen sich vier Spieler an einem Kürzest-„Ring“: Die Nibelungen-Geschichte als „Best of“ in gerade mal einer Stunde. Es ist die dritte gemeinsame Produktion von Bachfest und Theater der Jungen Welt: Mit Johann Sebastian Bach, natürlich, begann es 2008, 2011 folgte ein Stück über Gustav Mahler und im Jubiläumsjahr musste es natürlich Wagner sein. Und zum dritten Mal führte Marion Firlus Regie, bei „Onkel Richards phantastische Welten“, einer Stückentwicklung auf Grundlage einer musikalischen Biografie, so die Ankündigung.
Auf der leeren, schwarzen Bühne haben die drei Musiker Phillip Frischkorn (Klavier), Philipp Scholz (Schlagzeug) und Robert Lucaciu (Violoncello, Kontrabass) das erste Wort, setzen kleine, klare Akzente. Dann werden wie auf einem Schlauchboot die vier Schau- und Puppenspieler (Martina Krompholz, Chris Lopatta, Wilfried Reach, Reinhart Reimann) auf die Bühne gezogen und erzählen, was sie eigentlich machen wollten: „Eine Geschichte, in der ein holländischer Kapitän auf dem Rücken eines Schwans zu einem Sängerwettstreit auf die Wartburg kommt…“. Doch weil das zu kompliziert wäre, konzentriert man sich auf den „Ring“ und philosophiert mit dem Wagner-Bild ein bißchen übers Opernschreiben. Da symbolisiert dann ein dicker Packen Papier die verwickelte Geschichte, die flugs in vier Stapel geteilt und dann vom Winde verweht wird.
So simpel wie in diesem „Gespräch“ mit dem Komponisten geht es dann leider auch bei der Nacherzählung der Nibelungen-Geschichte zu, die ohnehin auf das Allernotwendigste gekürzt ist. Die drei Herren geben mit Blumenkranz und weitwehendem Schleier die Rheintöchter, Alberich ist eine ausdrucksvoll-häßliche Puppe, die vor Wut schon mal ins Sofa beißt. Fafner und Fasolt sind, in Blaumännern, die „Baufirma F + F“, die Walhall gebaut haben und Wotan in den Ruin getrieben haben. Loge kommt betont lässig auf dem Skateboard vorbei und will, wie alle, das Gold aus Nibelheim. Siegfrieds Kampf mit dem Drachen wird, „aus Rücksicht auf die anwesenden Eltern“, als Kasperletheater zu aufgeregter, marschierender Musik gespielt. So plätschert die Geschichte mit zum Teil überdeutlicher Pantomime dahin, aber anders als beim „Ring für Kinder“ in der Musikalischen Komödie, wo man auch mit wenigen Theater-Mitteln auskommen musste, entsteht hier keine Poesie, keine Faszination. Das schaffen noch am ehesten die drei Musiker mit wie improvisiert wirkenden, ganz unterchiedlichen Akzenten. Und wenn Wotan, nachdem er den Waldvogel „übersetzt“ hat, sagt: „Richard hat das viel schöner ausgedrückt“, muss man sagen: Stimmt. Leider.