Unaufgeregt verschränkt Volker Schmidt Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, springt mit großer Leichtigkeit zwischen den Zeitebenen hin und her. Die Einzelbilder setzen sich nach und nach zu einem Puzzle zusammen, das keine Antworten gibt, aber eine Ahnung, warum alles so schiefgelaufen ist. Nicht die Geschichte, sondern einfach eine Geschichte. Schmidt braucht wenig, um die Mittel des Theaters voll auszuschöpfen: Kaum Requisiten, dafür präsente und starke Schauspieler. Imagination, Verwandlung, Spiel.
Thea Hoffmann-Axthelm hat den Schauspielern Sandra Schreiber, Marc Schöttner, Béla Milan Uhrlau, Annette Wunsch, Mira Fajfer und Ulrich Kienhorn einen Raum geschaffen, in dem sich alles auf ihre Worte konzentriert. Die leere Spielfläche wird von einem LED-Rahmen eingegrenzt wie ein Boxring. Hier treffen sie aufeinander, kämpfen und buhlen, streiten und scheitern. An einander, vor allem aber an sich selbst. An den Seiten stehen die wenigen Spielutensilien aufgereiht. Bunte Tücher werden auf den Boden gebreitet, Teppichmuster projiziert: Fertig ist der Gebetsraum. Ein großer weißer Kegel: der Spielplatz, auf dem die Jugendlichen sich begegnen. Hier gilt es, das Gleichgewicht zu finden und halten. Im Spiel und im Leben. Transparente Gymnastikbälle: Sportgerät. Wenn die Gesichter der Schauspieler darauf projiziert werden: Sinnbild. Sie alle sind Spielbälle in einem schwer zu durchschauenden Spiel, das längst Ernst ist (Video: Stefano Di Buduo).
Volker Schmidt gelingt scheinbar mühelos, was oft so schwer ist im Theater: Eine komplexe Geschichte in Bilder zu fassen, die spielerisch leicht daher kommen und doch wohlkomponiert sind. Sich einem vorurteilsbehafteten Thema unbefangen und differenziert zu nähern, ohne oberlehrerhaft zu werden. Unaufdringlich sichtbar zu machen, was schief läuft bei uns. Tag für Tag. Ein eindrucksvoller kleiner Abend, der mehr kann als manch großer.