Und manchmal auch das Theater. Andrew Bovells „Dinge, die ich sicher weiß“ ist ein intelligent und sehr ökonomisch gebautes Stück, mit feinen retardierenden Momenten und mittelgroßen Sprüngen, denen man gern folgt und in denen eine omnipräsente Melancholie waltet. Das Leben ist nun mal kein Garten, den man im Rhythmus der Jahreszeiten in Ordnung hält und das Unkraut jätet. Nein, das ganze Leben ist ein chaotisch wucherndes Unkrautgebilde, gegen das letztlich kein Kraut gewachsen ist. Und der Kampf gegen das Unkraut ist, wenn die Metapher erlaubt ist, auch eine schöne Aufgabe für das Theater.
Abschiedsproduktion des Fritz-Rémond-Theaters
Der sich Claus Helmer, seit Menschengedenken Direktor des privaten Frankfurter Fritz-Rémond-Theaters im Zoo, seit je widmet. Bovells Stück ist die letzte Produktion in diesem Haus. Es ist ein Theater, das das Genre der ansonsten eher etwas leichter gewichteten Unterhaltsamkeit pflegt und zu seinem Publikum über die Jahrzehnte eine intensive Bindung geknüpft hat.
Anatol Preisslers stilsichere, überaus präzise Inszenierung war würdiger Schlusspunkt einer langen Geschichte. Das Ensemble diente dem Text mit pointiertem, ausdrucksreichem und zugleich zurückhaltendem Spiel. Jede Person bot sich zur Identifikation und zum Mitfühlen an – keine grellen Farben, kein wohlfeiles Karikieren, stattdessen psychologisch grundierter Realismus. Nicht einmal die Klarstellung der scheinhaften, lebenspraktischen Dominanz von Mutter Fran bekommt lächerliche Züge. Der angespannt und gemeinsam gehaltene dramatische Ernst des Stückes entlässt das Publikum, auf sich selbst verwiesen und um mehrere nachdenkliche Augenblicke bereichert, in eine Zukunft, in der es ohne das Fritz-Rémond-Theater auskommen wird.