Den Menschen in „Kängurus am Pool“ ist die Sicherheit abhanden gekommen. Sie verzweifeln und verziehen sich in die Dichte ihrer Behausung, starren nachts ins Dunkel und träumen von einem Reichtum, der es einem gestattet, australische Beuteltiere im Garten zu halten. Derlei Verzweiflung aber kann auch äußerst witzig sein. Walsers Text glänzt in jedem einzelnen seiner Sätze, die oft voll hoher Komik sind. Die Autorin vermischt Sprach-Manierismen, kluge Einsichten, verblose Satzbrocken und wirklich treffsichere Aphorismen zu einer sinnlichen Suada, in der zwar nichts wirklich weiter-, aber immerhin sehr beschaulich untergeht.
Um zu funktionieren, bedarf Walsers Text eben genau der von Broll-Pape gesetzten Satzzeichen: Der Abend bietet einen unentwegten, unaufgeregten Flow. Davor saßen zu Beginn schon zwei kommode Kängurus mit Cocktails – auch deren Kommen und Gehen setzen Zeichen. Vielleicht Gedankenstriche. Es sind im übrigen die Schauspielerinnen und Schauspieler, die die Wohn-Kokons des Textes weiter aufknacken, ihnen Witz verleihen, aber immer auch die Trostlosigkeit dieser Lebensheimbewohner zeigen. Im Detail geht’s ins Absurde: Schon die Berufsbezeichnungen zeigen, dass das Bühnenpersonal eigentlich am Bedarf vorbei existiert. Versicherungsmakler. Hospizclownin. Solche Sachen halt …
Marie-Paulina Schendel beispielsweise gönnt ihrer Figur Ada als „freischaffende Unternehmensberaterin“ eine gehörige Portion frustgetriebene Gehässigkeit. Clara Kroneck steckt als suspendierte Lehrerin Sonja voll tiefer, unausgesprochener Trauer. Lieb ist ihr Versuch, so etwas wie eine Beziehung zum Paketboten aufzubauen, der als einziger von draußen kommt und so etwas wie ein eigenes, aber auch ziemlich verpfuschtes Leben hat. Stefan Herrmann gibt ihn voll Optimismus und Pfiffigkeit dessen, der wenigstens noch eine Vision besitzt. Dann – ratschratschratsch – sausen wieder irgendwo Rollläden herunter. Willkommen in der Privatdunkelheit Deutschlands!