Der klug dosierte Zeitmix von Rüstungen und Roben aus der Zeit Henri IV., der Frack- und Zylinder Mode der Entstehungszeit und nachgerüsteten Handfeuerwaffen von heute verweist auf die ungelöste Frage nach rechtem Glauben und Toleranz, die verhandelt wird. Dabei wahrt Py erstaunlich sicher die Balance von zentraler Lovestory zwischen dem Hugenotten-Aktivisten Raoul (grandios mit Steigerung: Eric Cuttler) und der Tochter des Katholikenführers Valentine (eindringlich: Mireille Delunsch) und dem Widerstreit der religiösen Fanatiker auf beiden Seiten. Hier steht Raouls Diener Marcel mit seinem immer wieder bemühten „Eine feste Burg ist unser Gott“ ebenso bassmächtig für die Hugenotten wie sein Haudrauf Kollege von der anderen Seite Saint-Bris, dessen Fanatismus am Ende sogar seine Tochter zum Opfer fällt. Das exzellente Ensemble führt die in jeder Hinsicht verführerische Marlis Petersen als Marguerite an, während die 21jähren Russin Yulia Lezhneva (als Page Urbain) auch noch eine Entdeckung liefert. In Brüssel also: große Wirkung mit viel Ursache!