Pešut und Spahić schaffen ein gespenstisches Bild der „neuen Form“ einer Arbeitswelt der Selbstausbeutung. Selena Orb hat dazu einen Raum geschaffen, der verdeutlicht, dass es sich hier um eine Kapsel handelt, die sich vor der Welt abschließt: Im Zentrum steht ein großer Tisch, mit sechs Laptops, rechts ist eine kleine Küche und hinten ein kleines Bad zu sehen, links der Schreibtisch der Claudia, von dem aus sie alles kontrollieren kann. Die Spielerinnen und Spieler betreten diese Szene aus dem Zuschauerraum heraus und verlassen diesen Raum erst zum Schluss. Die Regie lässt sich zu Beginn Zeit, die Figuren einzuführen sowie die Spielregeln, die sich das Team nach dem manipulativen Einsatz von Claudia selbst gibt und die quasi das kapitalistische Glaubensbekenntnis der Clickworkers formulieren: „Don‘t stop when you‘re tired, stop when you‘re done“ ist längt zum Gesetz geworden.
Nach dem stupenden Beginn entwickelt diese englischsprachige, deutsch untertitelte Inszenierung ein rasantes Tempo. Zu den von Draško Adžić komponierten Klängen wird selbst das Klicken des Computers zu Musik. Einen Höhepunkt stellt eine Szene dar, in der alle am Tisch sitzen und ihre Computer „bearbeiten“ und ein gemeinsamer Rhythmus entsteht. Überhaupt verfügt die Regie von Selma Spahić über ein genaues Rhythmusgefühl, in den Tempiwechsel wie in den Blacks zwischen den Szenen, während derer Texte im Dunkel weiter projiziert werden.
Außerdem steht ein eingespieltes Team auf der Bühne, das mit wunderbarer Leichtigkeit überzeugt: Jaśmina Polak, Anđela Ramljak, Tenzin Kolsch, Adrian Pezdirc, Jan Sobolewski und Claudia Korneev haben alle ihre eigenen Macken, manchmal auch Zweifel, nur Jan hebt sich ab durch seinen Ehrgeiz, der am Ende belohnt wird.
Die zunehmend wahrgenommene Isolierung schlägt sich gegen Ende in surrealistischen Bildern nieder: Da treten zunächst alle mit Pferdefüßen auf, werden zu Mephisto, zum Geist, der stets verneint, um sich dann ganz am Ende – wenn klar ist, dass bis auf Jan alle gekündigt sind – als Choreographie „grauer“ blutender Menschen tänzerisch auf dem Boden krümmen. Ein eindringliches Bild, was diese Selbstausbeutung mit Menschen macht: Sie führt direkt in den Burnout und da stehen schon die nächsten, die sich wieder selbst ausbeuten… Pešut und Spahić ist eine eindringliche, intensive Inszenierung gelungen.