Foto: Olena Andrejeva (I.) und Laila Salome Fischer in der Dresdner "Sänger-WG" © Screenshot "The Singers - 01067 Dresden"
Text:Andreas Falentin, am 25. Juni 2020
Nein, auch hier ist keine Widerlegung jenes Diktums der internationalen Medienbranche gelungen, das besagt: „Die Deutschen können keine Sitcom“. Dafür ist die Pointendichte zu weitmaschig, sind die Themen zu eng gewählt, ist das Timing, teilweise mangels Muttersprachlichkeit, zu pauschal.
Trotzdem bleibt die Idee originell, ist der Staatsoperette zu ihrem Mut zu gratulieren, sich auf dieses komplexe Terrain zu wagen. Denn vieles macht schon Spaß, etwa die wirklich witzig arrangierten und funktionalisierten Operettenhits oder die statischen wie dynamischen Posen der Tänzerin Olena Andryeyeva aus dem Ballett der Staatsoperette. Wenn sie etwa hinten durchs Bild tanzt, in strenger Balletthaltung und mehrfach passend im Rhythmus zum vorne wild übertrieben präsentierten Operettenschlager mit der ausgestreckten Fusspitze ein Tambourin schlägt, kann man sich zumindest des Lächelns kaum erwehren.
Obwohl das Bühnenbild lieblos zusammengehauen wirkt. Obwohl die Geschichte ungeschickt erzählt wird. Warum muss beispielsweise die Operettendiva Gloria in Gestalt von Jolana Slaviková monologisch die Exposition vermitteln. Nämlich die, dass sie sich coronabedingt keine Wohnung mehr leisten kann und daher an die Kolleginnen und Kollegen Verona (Olena Andryeyeva), Roxy (Laila Salome Fischer) und Basti (Nikolaus Nitsche) vermieten muss.
Ein weiterer Untermieter wird noch gesucht. Es wird ein Musicalsänger (Gero Wendorff) werden. und natürlich hasst Gloria Musicalsänger. Mehr Geschichte hat die erste Folge nicht. Knackig arrangierte Musik, Andryeyeva als lebende Bilder und die Stimmschönheit und Timingsicherheit von Fischer helfen aber tatsächlich über vieles hinweg. So kann, wenn vielleicht Autor und Regisseur Toni Burghart Friedrich an den Dialogen, dem Gestus, in dem sie serviert werden und am Timing noch etwas schraubt, ohne dass dabei der Charme des Improvisierten verloren geht, etwas Besonderes daraus werden.
Etwas Cooles. Denn cool müssen Sitcoms sein. Sonst bleibt nur behäbiger Klamauk, von dem es schon sehr viel gibt. Wir drücken die Daumen. Das Projekt hat Exzellenz verdient!