Der verklemmte Ehemann im ersten Teil wird zum schwulen Treue-Softie im zweiten (Marco Steeger achtet sehr auf intakte Klischee-Abwehr) und der schon 1955 unbefangen baggernde Teilzeit-Partner kehrt mit noch mehr Offenheit an Hemd und Moral als Blowjob-Süchtiger zurück: Stefan Willi Wang sucht stärkeren Rollen-Kontrast und rutscht dabei vom lässigen Streber ins Coolness-Abziehbild der TV-Pointenschleudern von „Queer as Folk“. Die durchweg gespreizten Dialoge, denen Regisseur Maik Priebe in fast drei Stunden zu sehr vertraut, bohren 1958 wie 2008 spiralenförmig in dünne Bretter, während Kleidung und Frisur die rasanten Zeitreisen unangetastet überdauern. Dass dies alles mit unsichtbarer Kulissenschiebung verbunden ist – vor und nach dem Paragraphen 175, mit und ohne Aids-Bedrohung – lässt die Aufführung unbeachtet. Im harten Schnitt der vor- und rückwärts springenden Szenen gelingen ihr aber Momente angenehm irritierender Verwirrung, wenn der Zuschauer die Echt-Zeit im eigenen Kopf ordnen und seinen Glauben an den sympathischen „Alles wird gut“-Optimismus des Autors zwangsläufig im Blick aufs halbe Jahrhundert überprüfen muss.