Aber, ach, der Künstler muss auch selber auftreten und von seinem Leben erzählen. Im grauen Straßenanzug führt er in Gestalt des guten Schauspielers Mark Weigel durch den Abend, als gedanklicher Überbau und narrativer Anker. In fünf Kapiteln will man sich dem Künstler nähern. Allerdings stellen sich die Worte vor Klang und Raum. Es entsteht ein monochromes Bild von Klein: vergrübelt, verbiestert fast, ohne Anflug eines Lächelns, ohne Schelmentum. Breiten Raum nimmt das Erschrecken über die Vaterschaft ein – der Sohn wurde zwei Monate nach Kleins Tod geboren. Yves Kleins Nachkommen sind mit dieser Darstellung offenbar nicht einverstanden und haben die Theaterleitung veranlasst, in einem vorab verlesenen Text die Fiktionalität des Librettos herauszustellen.
Und doch ereignen sich kleine Wunder. Da gibt es ein Streichquartett. Die Musiker stehen unter diesem unglaublichen Blau. Die Solisten dämmern, träumen drumherum auf grünen, sich mit dem Blau beißenden Liegestühlen. Im Hintergrund tröpfeln Choristen in bewusster Langsamkeit durchs Treppenhaus. Aus der Musik klingt spielerische, verspielte Sentimentalität, besessene, paradoxe Sehnsucht nach Kontinuität und Auflösung, ein echtes, von tiefer Melancholie grundiertes Lächeln. Mit Urkraft breiten sich die Töne im Raum aus. Vielleicht sind wir hier Yves Klein ganz nah. In jedem Fall ist es schade, dass das nur in vier Vorstellungen zu erleben ist.