Bühne im Halbdunkel
In Memmingen liegen in der Mitte der Studiobühne (Ausstattung: Franziska Isensee) schwarze, prall gefüllte Plastiksäcke. Bühnennebel steigt auf. Im Halbdunkel sieht man, wie die Spieler sich aus der Szenerie erheben. Über diese leuchtet eine rechteckige Lichtleiste, die von oben die Spielfläche eingrenzt. Das ganze Spiel, das sich nun entwickelt, bleibt in diesem Halbdunkel. Nur manchmal blitzen die Scheinwerfer grell auf, um gleich wieder zu verlöschen. Elisabeth Hütter als Denise und Tobias Loth als Stefano tragen gleiche schwarze Kostüme, Oberhemden mit Krawatte und Kunstlederhosen, so dass sich die Spieler kaum von den schwarzen Plastiksäcken abheben und darin zu verschwinden drohen.
Das ist das Problem der Inszenierung von Magdalena Schönfeld: Da alles im schwarzen Dämmer des Raums versinkt, bekommen die Monologe von Stefano und Denise eine bleierne Schwere. Wo eigentlich eine ungeheure Wut auf die Verhältnisse herrscht, wird im Spiel mit einer emotionslosen Distanz reagiert, nicht nur, wenn der Text ins Mikrofon gesprochen wird. So entstehen im Spiel keine Fallhöhen und selbst die zarten Geschichten einer Annäherung, die sich trotz aller Trostlosigkeit ereignen, bleiben fern.
In der Tat findet Stefano einen Migranten, mit dem er sich anfreundet und dessen Frau er in einem heftigen Sturm retten kann. Denise erfährt bei einer portugiesischen Frau Freundschaft, bei der sie hätte Geld eintreiben sollen. Durch diese Erfahrung, aber auch durch den Tod der sozial abgestürzten Mutter, kündigt sie ihren Job, ohne zu wissen, wie sie ihre letzten Uniprüfungen finanzieren soll. Das sich zart andeutende utopische Moment, das „Prinzip Hoffnung“, kann sich in der emotionslosen sprachlichen Realisierung kaum durchsetzen, zumal sich das grundsätzliche Halbdunkel nicht verändert.
Das Publikum sitzt auf Stühlen an den vier Seiten des Raums. Das bedeutet, dass Magdalena Schönfeld eine strikte Bewegungschoreografie entwickeln muss: Elisabeth Hütter und Tobias Loth können nur zwei Seiten anspielen, müssen also, zumal der Gestus einer direkten Ansprache beibehalten wird, ständig ihre Stellung im Raum verändern, um nacheinander alle Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen. Dass darüber zumeist ständig ein Spieler mit dem Rücken zu einem Seitenpublikum agiert, schafft zusätzliche räumliche Distanz und die schwarzen Plastikmüllsäcke rücken in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Das ist schade, denn Elisabeth Hütter und Tobias Loth sind tolle Schauspieler, die in anderen Rollen schon mit großer Leichtigkeit überzeugten. Es ist diese Leichtigkeit, die dieser Inszenierung fehlt.