Immer wieder wird Gott, von Samouil Stoyanov mit österreichischem Schmäh gesprochen, therapeutisch befragt, als überforderter, jähzorniger und konfliktscheuer Alleinerziehender. Das ist amüsant, zumal es von starken darstellerischen Akzenten begleitet wird. Die Urmutter Lilith, die in der jüdischen Kabbala auftaucht, wird ebenso als Gottes Gattin und Mutter von Adam und Eva durchgespielt wie eine mesopotamische Fruchtbarkeitsgöttin. Aber auch die Geschichte von Kain, dem Kind aus prekären Verhältnissen, wird zweifelnd untersucht: Daniel Lommatzsch fragt den selbstmitleidigen Mörder (Jeff Willbusch), woher er denn wissen wolle, dass Gott sein Opfer nicht angenommen habe.
Die Stärke der Inszenierung ist, dass sich die Ensemblemitglieder jenseits des ironisierten Spiels mit Adam, Eva und Kain autobiographisch mit ihren Fragen an den Anfang der Welt einbringen. Bei der Pfarrerstochter Wiebke Puls oder dem Sohn eines orthodoxen Juden, Jeff Willbusch, verbinden sich Beziehungsprobleme mit ihrem Vater mit Zweifeln an Gott-Vater. Willbusch berichtet im Anklang an die Opferung des Sohnes durch Abraham, wie er vom Vater zur Gottesbegegnung in die Wüste geschickt wurde. Daraufhin erscheint der Finger und dann der ganze göttliche, menschlich wirkende Schöpfer aus der Sixtinischen Kapelle im sich drehenden Bild. Er verschwindet, wird von einer farbigen Frau ersetzt, der Spiegel hebt sich nach oben und die sechs Akteure blicken fragend und sehnsüchtig in den Bühnenhimmel und kurz noch einmal ins Publikum. Black. Das virtuose, beziehungsreiche Spiel um die Schöpfung, um Macht und Männlichkeit bekommt hier schließlich doch noch eine fast metaphysische Note.