Aber das ist nur einer der vielen losen Assoziationen des Rechercheprojekts „Religion“. Wie bei „Dritte Generation“ hat Ronen das Stück mit deutschen, israelischen und palästinensischen Schauspielern erarbeitet. Wird der Kampf zwischen den Religionen zum dritten Weltkrieg führen? Schwarzhumorig führt die Gruppe per Videoclips die Groteske vor, wenn alle Religionen am exklusiven Seelenheil festhalten. Um dann als Ärzte- und Versicherungsteam die passgenaue Religion anzupreisen: „Depressionen? Ich verschreibe Ihnen eine Religion!“ „Pope & more“ wirbt mit dem garantierten Weg aus der Hölle, dafür gibt es beim „exklusiven Club“ der Juden einen israelischen Pass obendrauf – „so lange das Land existiert“.
Das ist witzig, aber wohin führt es? Stärker ist der Abend, wo er persönlich konkret wird. Ein Skype-Anruf vom Vater des Palästinensers Shredy Jabarin: „Hängst du jetzt also mit Juden rum?“ Da blitzt eine Dringlichkeit auf, die dem Abend sonst fehlt. Obwohl die Inszenierung ähnliche Mittel einsetzt, erreicht sie längst nicht die Sprengkraft von „Dritte Generation“. Vielleicht, weil das Thema damals der Lebenswirklichkeit des Teams näher kam. Dasselbe könnte fürs Publikum gelten: Mit der religiösen Weltuntergangsstimmung kann es sich kaum gemeint fühlen. Die religionsskeptische Diskussion der Schauspieler ist oft komisch, aber erwartbar und beliebig. Am Ende bleibt die Rechthaberei der Missionare – das Ensemble startet zum Wettlauf um die Welt. Im Zuschauerraum jedenfalls fand die Bekehrung nicht statt.