Foto: Szene aus "Ein Liebestraum" an der Oper Leipzig © Bettina Stöß/Oper Leipzig
Text:Ute Grundmann, am 15. April 2013
Paare treffen und trennen sich, Einzelne, Vereinzelte (ver)suchen einen Weg zum anderen, scheitern und versuchen es erneut. Aus den vielfältigen Versuchen, Liebe zu finden und festzuhalten, haben Mario und Silvana Schröder in der Oper Leipzig einen dreiteiligen Ballett-Abend gemacht: „Ein Liebestraum“ verbindet musikalisch sehr interessant Richard Wagner mit Gustav Mahler und Magnus Lindberg.
Doch auch wenn der Abend mit den „Wesendonck-Liedern“ beginnt, erzählen Mario und Silvana Schröder keine konkreten, biografischen Geschichten. Die Geschwister – sie Ballett-Direktorin des Thüringer Staatsballetts in Altenburg-Gera, er Chef-Choreograf der Oper Leipzig – bringen Möglichkeiten, Versuche. Fehlschläge von Nähe und Verbundenheit auf die Bühne.
Die ist für die „Wesendonck-Lieder“ (mit Orchester), von Silvana Schröder choreografiert, leer und schwarz, auf dem Boden leuchtet weiß ein Rechteck. Dieses schreitet ein Paar (Fang Yi Liu, Oliver Preiß) aus, nähern und entfernen sich wieder, mal schreitet sie über ihn hinweg, mal wiegen sie sich gemeinsam im Klang der Lieder, die die Mezzosopranistin Kathrin Göring, am Orchestergraben stehend oder sitzend, eindringlich singt. Es ist ein steter Wechsel aus Anziehung und Abstoßung, an deren Ende jeder seiner Wege geht.
Nicht mehr das einzelne Paar, sondern die Gruppe dominiert dann die „Lieder eines fahrenden Gesellen“, von Mario Schröder choreografiert. Nun teilt eine weiße Diagonale den Raum (Bühne: Paul Zoller), ein weißes Sofa wird zum Ort des Sängers Jonathan Michie, der durch eine helle Tür in der Düsternis hereinschreitet. Zu Mahlers ergreifender Musik finden und trennen sich Paare wieder, trösten Frauen eine auf dem Sofa liegende Frau, hocken die Männer wie zum Sprung, zum Wettkampf bereit am Boden. Das Gewandhausorchester unter Leitung von Ulf Schirmer begleitet das eindringlich, von ganz sacht bis zu heftiger Expression.
Der zweite Teil des Abends, ebenfalls von Mario Schröder choreografiert, verbindet dann das Vorspiel aus „Tristan und Isolde“ mit Magnus Lindbergs „Corrente II für Orchester“ und dem „Liebestod“ aus Tristan und Isolde. Ohne Unterbrechung, wie zueinander gehörend, fließen die drei Stücke hintereinander. Und Mario Schröder spielt hier mit Licht und Schatten: Figuren treten in einen Lichtspot, werden wieder ausgeblendet, Tänzer schreiten oder laufen durch schmale Lichtkorridore, tauchen wie Blitze kurz im Licht auf. Für Lindbergs „Corrente II“ senken sich Scheinwerfer tief auf die Bühne, auf der Paare wie auf der Flucht sich im Kreis bewegen oder der aufgewühlten Musik extrem langsame Bewegungen entgegensetzen. Und zum „Liebestod“ kehrt die Choreografie dann wieder zu den Paaren zurück, die sich treffen und trennen, sich in trauriger Umarmung drehen.
Diese drei, im Stil ähnlichen, Teile des Ballett-Abends zum Wagner-Jahr sind in ihrer behutsamen Bebilderung bekannter Klänge selten zwingend, wenn auch elegant und schön anzusehen. Die Kraft und Intensität der Musik aber erreicht der Tanz nicht.