Die Bewohner setzen sich gemeinsam gegen den Bau der Fabrik ein, besetzen den Garten, verteidigen mit ihrer physischen Anwesenheit dieses Stück Natur und sind schließlich erfolgreich. Die Narzisse beschreibt, wie sich durch den gemeinsamen Kampf um den Garten Menschen „finden“. Viele bleiben, oder kommen immer wieder, um sich um den Garten zu kümmern, ihn zu bepflanzen und zu bewirtschaften und schließlich auch einander zu umsorgen. Als der Winter kommt, verblüht die Blume und erzählt, dass die Menschen diese Jahreszeit kaum noch Winter, sondern „die kürzeren Tage“ nennen. Sie erzählt von der Verschiebung der Jahreszeiten, den Bäumen, die länger grün sind und auch während der „kürzeren Tage“ plötzlich blühen. Auch die Zeiten, zu denen die Vögel nach Süden ziehen, verschieben sich und die Anzahl der Schmetterlinge verringert sich. Die Narzisse schickt ihre Energie jetzt in die Erde, um im nächsten Jahr wieder zu blühen.
Clay AD bewegt sich tanzend durch den Raum, auf und unter der Plane, die mal den Garten symbolisiert und mal wie ein großes, formloses Tier wirkt. Gleichzeitig dient sie als Projektionsfläche für Filmsequenzen, die den Boden des Gartens zeigen, die Erde, in die wir perspektivisch fast hineinkriechen. Später sehen wir vertrocknete Pflanzen des letzten Sommers. Dabei ist menschlicher Atem zu hören. Oder atmen die Pflanzen, die in der Geschichte in Gefahr sind? Elektronische Klänge begleiten diese Bilder. Als eine Filmsequenz Menschen auf Stühlen im Garten sitzend zeigt, verändert sich der Charakter der Musik und wechselt in eine fast aggressive Stimmung. Aber auch unterschiedlichen Charakteren der Pflanzen begegnen wir, sehen etwa die Blätter von Brennnesseln in Großaufnahme, eine Pflanze, der wir uns nicht gerne nähern. Wir sehen die Spiegelung von Bäumen in einem Gewässer, wo sich auch ein Schornstein, aus dem roter Qualm aufsteigt, spiegelt. Die Bedrohung der Fabriken bleibt allgegenwärtig. Die Performance endet mit der Filmaufnahme vom Anfang: der Boden des Gartens, die Erde als Ort, zu dem die Blume ihre Energie schließlich schickt.
Die in der Zukunft spielende Geschichte erzählt von der Bedrohung unserer Natur und Umwelt, die 2021 längst akut ist. Die Verbindung von gelesenem Text und gefilmten Bildern zusammen mit atmosphärischen Klängen und Instrumentalstücken nimmt uns Zuschauer*innen mit in diese bedrohte Welt der Natur. Die Wahl eines sehr plakativen, ja kindlichen Blumenkostüms ist ein eher störender Moment, vermutlich um bewusst eine Irritation hervorzurufen, oder um uns unseren Blick auf Pflanzen und vor allem Blumen in ihrer dekorativen Bedeutung zu bewusst zu machen. So ist auch Clay ADs Bewegungssprache beinahe kindlich mit ungestümen Drehungen und Radschlägen. Der Gedanke liegt nahe, dass wir uns mehr um diese Lebewesen kümmern sollten, dass wir ihre Zerbrechlichkeit und Empfindlichkeit erkennen und sie beschützen müssen.