David Marton war noch nie so nah bei der Ästhetik seines Lehrmeisters Christoph Marthaler. Aber er will mehr, seine zauberhafte Bach-Spielerei philosophisch überhöhen – wozu das bildungsbürgerliche Altbauwohnung-Bühnenbild alles bereithält: Betten (resignierter Aufbruch), Bücherregale (theoretischer Aufbruch) und Sitzmöbel (debattierter Aufbruch). Die hineinassoziierten Figuren entstammen László Krasznahorkais Roman „Melancholie des Widerstandes“, einem Epos traumverlorenen Sinnierens, dass musikalische Ordnung auf den Gesetzmäßigkeiten allen Seins fuße, Widerspiegelung des Universums sei. Wenn Krümel in dieses kosmische Räderwerk geraten, drohe die Apokalypse. Oder wenigstens die Revolution. Die dann auch kakophonisch aus den Lautsprechern dröhnt. Anschließend geht das Bühnenpersonal daran, bei den Requisiten etwas auszumisten, aufzuräumen, um weiterzumachen, wohltemperiert und mit Krümel unterm Teppich. Der inzwischen komplett zerkrümelt sein dürfte – wie es der Abend definitiv ist. Zu abstrakt oder einfach nur wirr sind die roten Fäden gesponnen zwischen Literaturtheater und Bach-Performance. So verkrümelt sich dann leider auch die Begeisterung für Martons clownesken Kubismus, Musik und ihre Form multiperspektivisch ins Zentrum des Theaters stellen.