Und worum geht’s nun eigentlich beim „Don Sanche“? Die Antwort möchte man sich am liebsten verkneifen. Der frustrierte Magier Alidor baut sich ein Schloss, in das nur echt Verliebte eintreten dürfen. Ritter Don Sanche und seine Angebetete Elzire müssen leider draußen bleiben, was vor allem den Ritter in melancholische (Selbst)Zweifel stürzt. Alidor hat ein Einsehen, muss aber viel herum zaubern, bis sich Mann und Frau im Minnesang vereinen und das Liebesparadies betreten. Inszeniert hat dieses etwas wackelige Operngerüst Julia Glass, die als Referenz unter anderem den Besuch eines Meisterkurses bei Katharina Wagner angibt. Wagner wird im Programmheft außerdem als künstlerische Beraterin genannt. Weder Regisseurin noch künstlerische Beraterin kamen am Ende allerdings auf die Bühne, wobei es eigentlich wenig zu fürchten gab. Das Publikum war von der intensiven Inszenierung angetan. Glass erzählt die Geschichte eher handzahm, wobei die Hauptfiguren eine Tendenz ins Gebrochene besitzen. Das hohe Paar wirkt am Ende ziemlich unglücklich, puppenhaft erstarrt und von einem eigenartigen Huldigungschor umringt. Das Liebesschloss ist eine Art Jahrmarktsattraktion, die sehr unterschiedliche – auch gleichgeschlechtliche – Paare als Mutprobe ansehen. Zwei lemurenartige Tänzer in Lack und Leder sorgen für eine Prise kalter Erotik, auf naheliegende regietheatrale Albernheiten wird weitgehend verzichtet.
Bei den Sängern herrscht eine straffe Aufteilung: die Damen rund um Ana Maria Pinto als Elzire machen ihre Sache gut, die Herren enttäuschen durch die Bank. Auch das von Nicolaus Richter einstudierte Nordungarische Symphonieorchester spielt zeitweise an der Grenze des Ertragbaren und scheint sich ums Geschehen auf der Bühne ohnehin kaum zu scheren, es wackelt andauernd bei der Abstimmung mit den Sängern. Sehr ordentlich war dagegen der Staatsopernchor aus Košice. Die größte Enttäuschung fand freilich abseits von Bühne und Graben statt. In die große Bayreuther Stadthalle verirrten sich nur einige Handvoll Liszt-Enthusiasten.