Lösch baut sein Stück nicht mit soziologischen oder psychologischen Situationen auf, sondern mit grunddynamischen Szenen. Musik und Licht schaffen die Atmosphäre, und schnell herrscht Gewalt zwischen den zu einer selbstbestimmten Lebensweise aufgebrochenen Schiffern. Wer Ware hat, herrscht über andere, und die Menschen sind in unterschiedliche Klassen eingeteilt, als gäbe es eine totalitäre Partei. Die unterste Klasse beherbergt die arbeitenden Maschinenmenschen. Nichtdeutsche kommen zuerst in die Ankerkammer und werden später erschossen. Dafür gab es lange Schießübungen. Natürlich militarisieren sich die Menschen immer mehr. Aber immerhin wehren sich die Frauen dagegen, Sex zu haben, nur damit die Geburtenrate stimmt. Wenn Bootsflüchtige kommen, wird auf sie geschossen, aufgenommen wird keiner, wieder mit einem Zitat: Es seien ja nur 300 Meter schwimmend zu schaffen, was allerdings die Entfernung bis zum Meeresboden meint. Es gibt viele groteske, sketchartige Szenen und allerlei Eindeutigkeits-Typen, wenn auch einiges arg plakativ wirkt.
Aber zugleich entsteht auch eine Art Psychogramm der AfD. Und ein Bild von den Möglichkeiten, sich zu wehren. Dafür stehen immer wieder Aktivisten und Aktivistinnen zu kurzen Selbstdarstellungs-Statements im Scheinwerferlicht und bieten eine positive Gegendarstellung. Wunderbar sind die Auftritte vom Schauspieler Holger Hübner, der sich vor dem Eisernen, die Zeitschrift Spiegel in der Hand, über die Tatsache aufregt, dass in Heimen und Lagern gesoffen und sich geprügelt wird. Auch gab es sexuelle Belästigungen von Frauen. Manche Männer seien direkt aus dem Gefängnis auf der Flucht vor den Kosten für Alimente gekommen. 13.000 habe das im Jahr gekostet. Doch der Spiegel-Text stammt von 1990 und agitiert gegen die Übersiedler aus der DDR in den Westen. Als Gegenmodell gegen die Ausländerfeindlichkeit der AfD kommen schließlich nacheinander noch viele junge Menschen auf die Bühne, die ihre eigenen Wertvorstellungen einsetzen für ein Gegenmodell der Verhaltensmöglichkeiten. Und wenn ganz am Schluss ein riesiger Chor an Menschen, alles Aktivisten, die nicht in Uniformen kommen, sondern in je individueller Kleidung auch als ein Beispiel für Diversität und Offenheit stehen, dann ist auch dies ein starkes Statement eines kräftigen Abends.