Sie werfen sich krachend gegen den herabgelassenen eisernen Vorhang, die Darsteller in der Dresdner Uraufführung von „Das Blaue Wunder“ (Regie: Volker Lösch). Dann erzählen sie dem Publikum von ihren schlechten Erfahrungen mit sich und der Welt: Ostler, Männer und Frauen, die sich als Wendeverlierer empfinden. Als der Vorhang hochgeht, preist von einem aus der Bühnentiefe bis hoch oben sich erhebenden Schiff, einer offenen dreilägigen Metallkonstruktion, die wohl an die Dresdner Elbbrücke „Blaues Wunder“ erinnern soll, eine blaugekleidete Frau ein Blaues Buch als die Rettung an: ein Erweckungsbuch für alle und für jeden allein. Kommt zu uns, schreit sie jahrmarkterisch und fängt die unzufriedenen Menschen ein. Es muss sich etwas ändern auch für sie, die „mit unseren Sachen in unserer Welt“ leben wollen. Was, wie auch in der Werbung der Frau deutlich gesagt wird, bedeutet: Andere, Fremde zumal, haben da keinen Platz.
Das Blaue Buch enthält viele Sprüche von Björn Höcke, aber auch von anderen AfD-Mitgliedern und liefert dem Abend immer wieder schlimme Zitate, mit denen das Schiff, das wie ein fliegender Holländer in offener Luft anmutet, seine Fahrt auf rechtem Kurs behält. Es sind verräterische Texte „mit unseren Sachen für unsere Welt“. Die jetzt in Blau gekleideten Rechten sind keine Monster, doch wenn sie am Schluss verkünden, was sie, so sie im Herbst gewählt werden, alles ändern werden, dann muss man doch schlucken. Aber auf dem Schiff breiten sich bald Gleichmacherei und Anpassungsdruck aus, und man belauert sich gegenseitig, als gäbe es eine Gedankenpolizei.