Dabei war das offene Bühnenbild – das hässliche Gerippe eines einstöckigen Gebäudes, in dem sich allerlei Müll, alte Möbel neben vertrockneten Algen angesammelt haben und große Steine den Boden bedecken – akustisch keine Hilfe, im Gegenteil. Regisseurin Angela Denoke erklärt in der Theaterzeitung, der Raum sei inspiriert von den „durch Stalin errichteten Staudämmen in der Moldau und die dadurch überfluteten Orte. Unsere Bühne zeigt eine Ruine im durch Hitze ausgetrockneten Flussbett in der Erwartung der nächsten Überflutung: der immer wiederkehrende Verlust, von Moos bedeckt.“ So weit, so gut, oder eben nicht gut. Denn dass dann alle – vor allem die Frauen – auch mehr oder minder abgerissene, alte, mottenlöchrige Klamotten tragen mussten (Ausstattung: Timo Dentler und Okarina Peter), machte den Abend in einer Weise trist und schwer erträglich, dass man schier verzweifeln mochte. Und man fragte sich, ob es besser wäre, die Oper nicht zu kennen oder fähig zu sein, im Kopf allerlei klanglich und inhaltlich ergänzen zu können.
Heterogenes Ensemble
Die beglückendsten Eindrücke des Abends boten Joshua Spink, neu im Ensemble, als junger Váňa Kudraš und die Mezzosopranistin Eleonora Filipponi als seine Geliebte Varvara: Er mit feinem lyrischen Tenor und zart intensiver Bühnenpräsenz begabt, sie mit sinnlich leuchtendem Mezzo und ebenfalls großer Gestaltungskraft als sein Mädchen, das ihr erotisches Glück einfordert und dann doch nur platonische Liebe erfährt. Wie ja alle in dieser Oper aneinander vorbeileben und –lieben, vor allem Katěrina. Maria Rosendorfsky musste sich mit einem grünen, mehr als bodenlangen Fetzen von Kostüm plagen, war in den leisen, innigen Momente eine wunderbare Kátja, für die großen, leidenschaftlichen, von keinem Orchester gestützten Ausbrüche fehlte freilich das Volumen und der Farbenreichtum ihres gut geführten Soprans. Ähnlich Markus Francke als ihr Geliebter Boris Grigorevič. Auch er hatte schöne Momente, doch das Verquälte dieses Mannes, der nicht zu seiner großen Liebe stehen kann und ganz unter der Fuchtel seines Onkels Savjol Dikoj (Vladislav Solodyagin) steht, war seine Sache nicht. Girard Rhoden war als schwacher, von seiner Mutter, der Kabanicha (I Chiao Shih), drangsalierter Tichon Kabanov, Gatte Kátjas, rollendeckend besetzt.