Gleichnishaft wie konkret
Die Drei, vor allem die Hauptfiguren A (Holzhausen) und B (Hermann), führen innerhalb dieses Spektrums ihre Figuren nicht nur vor, sondern deuten auch die allzumenschlichen Brüche dieser Kerle an. Das führt zu einer unterhaltsamen, ja weitgehend komischen Aufführung. Die Gestalten, ihre Haltung und ihre Verkündigungen stellen eine traurig-fröhliche Spannung her, die über 90 Minuten trägt. Das Bühnenbild (Fabian Liszt) zeigt in einem Rahmen im Hochformat ein wenig naturalistisches Felsplateau, also einen recht kleinen Ausschnitt, durch den die Bergsteiger marschieren, auch auf- und absteigen, aber meist stehen. In diesem gleichnishaften Bild bewegen sich die drei so zeichenhaft wie konkret. Die Kostüme (Johanna Lakner) wirken durchaus real, auch die ausgesprochen überzeugenden bodenständig-schweizerischen Töne des Schweizers Holzhausen und die österreichischen Hochnäsigkeiten des geborenen Wieners Gemel grundieren die skurrile alpine Welt von „Monte Rosa“ mit einer Prise Realismus.
Öffnung am Ende
Am Ende kommen A und B – C wurde Opfer eines Steinschlags – wieder zusammen. Sie beschreiben in der Erinnerung (!) an das erste Treffen die Schwächen der Bergsteiger-Performance des anderen und sind doch nicht angewidert voneinander. Das könnte so etwas wie Liebe sein. Bildnishaft und zugleich konkret wird diese neue Ehrlichkeit deutlich, wenn mit dem Helm auch die jugendliche Kraft vorgaukelnde Perücke vom Schopf gelüftet wird. Ein sehr feines kleines Verwirrspiel geht damit zu Ende. Eigentlich möchte man der Inszenierung die große Bühne wünschen, zumal das Bühnen-Bild nicht wirklich die Intimität des Ballhof nutzt. Aber ob in Hannover derzeit der Sinn nach vertraktem Alpinismus steht? Die Autorin Teres Dopler hat mit „Monte Rosa“ ein wertvolles Stück geschrieben, die deutsche Erstaufführung in Hannover wird dem in allen Belangen gerecht.