Dazu kommen ihm der brave Gegenspieler Cassio (Adrien Papritz) und der ein oder andere Soldat bzw. Abgesandte aus Venedig (Markus Sulzbacher) gerade recht. Und auch seine eigene Frau Emilia (Eléna Weiß), die im Gespräch mit Desdemona (Patricia Windhab) schon mal „positiv rassistisch“ wird. Überhaupt verschiebt sich die Inszenierung durch die Reduzierung der Männerwelt in Richtung Frauen. Eléna Weiß gelingt es besonders gut, die Nähe des Publikums mit in ihr Spiel einzubeziehen. Mit schlechten Neger-Witzen durchbricht sie (wie auch zur Einführung der Pause der „Ösi“ Markus Sulzbacher) die Ferne der Geschichte. Auch unfreiwillige Versprecher gegen Othello machen diese Emilia zu einer brüchigen Figur; Desdemonas sinnloser Tod bringt sie aus der Fassung und lässt sie zugleich gegen ihren Mann für die Wahrheit einstehen. Doch nach wie vor haben die Männer hier die Knarren in der Hand: Jago erschießt seine Frau, Othello richtet sich selbst. Die eigentlichen Opfer und Menschen jenseits blinder Gefühle und Machtgelüste sind in der Inszenierung dieses Männerstücks aber die Frauen. Anrührend tröstet Desdemona kurz ihren Mörder Othello, nachdem er sie mühsam erdrosselt hat.
Die Naumburger Inszenierung rafft das Intrigenspiel schlüssig; sie dürfte damit auch Lehrern oder Freunden der Werktreue gefallen. Zugleich ist sie ästhetisch und darstellerisch ganz auf der Höhe unserer – wenig erfreulichen – Zeit.