Jetzt wolle sie uns erst mal anschauen, sagt die Schauspielerin und strahlt in die Kamera. Gefilmt in Großaufnahme. „Sie sehen gut aus.“ Vielleicht sieht sie uns tatsächlich vor den Bildschirmen sitzend, technisch möglich wäre das zumindest in dieser Zoom-Premiere des Münchner Residenztheaters. Vielleicht ist aber auch die Kamera ihr einziges Gegenüber in diesen einsamen Zeiten der Pandemie. Die Liebe zum Publikum, von der die Schauspielerin erzählt, bekommt zumindest eine neue, bemerkenswerte Bedeutung.
Die niederländische Autorin Lot Vekemans hat ihr Stück „Niemand wartet auf dich“ vor Corona geschrieben, 2018 wurde es uraufgeführt, in den Niederlanden wurde es in Sitzungs- und Ratssälen gespielt, ein anschließendes Nachgespräch ist ausdrücklich erwünscht und wird in den Münchner Folge-Streamings auch stattfinden. Denn Vekemans‘ Stück ist ein Appell an die Debatte, ans Aktivwerden („ICH WILL ETWAS TUN“). Mantraartig wiederholt die Schauspielerin also ihren Wunsch, nein, den Drang nach gesellschaftlichem Engagement und Bedeutsamkeit. Denn sie glaubt tatsächlich: „Wenn ich nichts tue, passiert nichts.“