Dazu kommen in einem malerischen Bauernstadel (Ausstattung: Aylin Kaip): eine vierköpfige Band, eine schwarze Amerikanerin, ein Wandersmann, eine Heimatvereinsvorsitzende und ein wunderschön anzuschauender Wolpertinger, jenes bairische Legendentier – verkörpert von Julian Niedermeier, der wiederum wirklich wunderschön anzuhörend Lautkaskaden aus der „Ursonate“ von Kurt Schwitters rattern lässt. Das ist denn auch eine Ansage und eine Botschaft: Wir sind hier mitten im Herz des Dada, Volkstheater hat auch eine anarchistische Tradition, ätsch. Die Frage ist halt jetzt nur, ob dieser Unterbau zugleich eine Rechtfertigung sein kann für eine solch planlose Beliebigkeit von Darstellung und Figuren, die dazu führt, dass keinerlei Spielfluss entstehen kann, die Sache also schlicht fad wirkt und nicht vom Fleck kommt.
Vor allem, weil man zwischendurch bemerkt: Es ginge ja auch anders. Denn nach der Pause leuchtet mit einem Mal eine Idee durch: Niederbayern bedarf keiner musealen Heimattümelei, sondern ist ein konkreter, politischer Ort, den man, wenn man ihn lieben will, auch verteidigen muss gegen vergangenheitsorientierte Lederhosenfaschisten. Da wird liedtechnisch allerlei treffendes Geschütz aufgefahren, Lieder von Hannes Ringlstetter, Konstantin Wecker und Hans Söllner. Ansonsten bildet das von den Schauspieler-Musikern Julian Ricker, Stefan Sieh, David Lindermeier und Thomas Eingartner profund intonierte Liedgut ein Potpourri aus der in Bayern sakrosankten Spider Murphy Gang und Nick Cave, Peter Cornelius und Martia Schwarzmann. Das ist alles recht nett, knallt aber auch nicht so richtig.
Ein lautmalerischer Liederabend über die Bayernseele also, der sehr bruchstückhaft zusammengestückelt und unfertig wirkt, aber von den Darstellern beherztestmöglich umgesetzt wird. Vor allem Antonia Reidel als Rosi und Paula-Maria Kirschner als Zenzi geben Saft und Kraft. In Landshut kommt aufgrund des jahrelangen Umbaus des Theaterhauses als weiteres Problem das Theaterzelt hinzu, das keine günstigen Umstände bietet und eine fette vierte Wand einzieht, die zu überbrücken viel Kraft und Einfallsreichtum benötigt. Bei der „Bayernsonate“ reicht beides in einem halbvollen Zelt kaum, aber wegen eines eindeutig amüsierwilligen Publikums wird zuletzt kräftig gejubelt.