Zu Beginn sammelt sich das Publikum – die Altersempfehlung spricht explizit Kinder und Familien an – unweit des Salzlagers um einen Kreis kunstvoll gestapelter Campinghocker, hoch darüber hockt Ward Mortier in den Stahlträgern und pfeift uns entgegen. Bald erhält jeder und jede solch ein klappbares Sitzgerät ausgehändigt, das wir fortan mit uns herumtragen, darauf Platz nehmen, damit trommeln oder um den Bauch gelegt eine gemeinsame Polonaise damit veranstalten.
Weiter geht der Weg zwischen braunrostigem Stahl, auf dem die beiden über oder um uns herum klettern und in schwindelerregenden Höhen balancieren, mal Vögel imitieren, im Handstand (!) alte Treppen herabsteigen oder mithilfe einer tragbaren Leiter Zäune überwinden. Es ist ein Spektakel, das Staunen macht: Lachen wechselt im Publikum mit Luftanhalten, zahlreiche Kids jauchzen begeistert auf und klatschen sich die Hände wund.
Das kollektive Erlebnis
Doch es ist nicht allein die perfekte theatrale Inszenierung physischer Grenzgängerei: Es ist auch das Kollektiverlebnis, das „Follow me“ so beglückend und gelungen macht. Immer wieder sitzt man mit seinem Hocker neben einem Fremden, gegenüber einer Unbekannten und wird angehalten, kleinere Parkour-Szenen gemeinsam zu absolvieren, auch mal Hand in Hand rennend (ein geradezu postpandemisch sich anfühlendes Erlebnis). Doch Schamgrenzen fallen in Anbetracht der überbordenden Energie von Ward Mortier und Thomas Decaesstecker.
Im finalen Happening versammeln sich alle im Kreis sitzend, Schlagzeuger Tars van der Vaerent wird auf einem Autoanhänger herbeigefahren und zu seinen pulsierenden Rhythmen gibt’s die letzten Stunts. Ein kleiner Höhepunkt im Ruhrtriennale-Programm von Intendantin Barbara Frey.