Foto: Judith Lefeber (Aida) und Christian Alexander Müller (Radames) in der Chemnitzer "Aida" von Elten John. © Dieter Wuschanski
Text:Ute Grundmann, am 12. September 2011
Die „zeitlose Liebesgeschichte“ beginnt im Museum. Amneris als Führerin im rosa Hosenanzug erklärt das Stück, die Welt und die Liebe. Sarkopharg und Rollstuhl-Thron des Pharaos sind noch Schau-Stücke, ehe sie in der eigentlichen Handlung auftauchen. Und mit einem Schwung der Drehbühne landen Personen und Szenerie im alten, kriegerischen Ägypten.
Dieser Auftakt im Museum für eine historische Handlung ist nicht neu, funktioniert im Chemnitzer Opernhaus aber bestens, wo Matthias Winter zum Spielzeitauftakt Elton Johns Musical „Aida“ inszeniert hat. Winter hat hier u.a. einen hinreißenden „Kleinen Horrorladen“ auf die Bühne gebracht. Jetzt hat er den großen Aufwand an Menschen und Maschinen gut im Griff: Chorsänger, Tänzer, Statisten; den Wechsel von großer Volks- zu intensiver Duo-Szene. In Bühnenbild und Kostümen stilisierte Folklore-Elemente (Ausstattung Walter Schütze), immer wieder taucht das Pyramiden-Dreieck als strenge (Neon-)Linie auf.
Selbst eine der Schlüsselszenen hat die Form eines Dreiecks: Radames und Amneris grübeln an der Rampe, weit voneinander entfernt, was ihnen da widerfahren ist, zwischen ihnen schwebt in einer gefiederten Sonne Aida. Mit diesen beiden Hauptdarstellern hat Matthias Winter exzellente Sänger-Darsteller zur Verfügung: Christian Alexander Müllers Radames als strahlender Krieger und verliebter Grübler; Bettina Mönch gibt Amneris als nerviges Modepüppchen mit später Einsicht. Und Judith Lefeber überzeugt als aufbegehrende Sklavin, zögernd Verliebte und flammende Freiheitskämpferin von sanft bis soulig. Da lassen sich sogar die etwas holpernd gereimten deutschen Texte von Michael Kunze verkraften. Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie und Gäste legen sich für diese Light-„Aida“ unter der Leitung von Heiko Leppmann mächtig ins Zeug, ohne dass Elton Johns klare Melodien – mal gitarren-rockig, mal nur Klavier begleitet – ins Kitschige oder Sentimentale abgleiten. Nach knapp drei Stunden macht Radames Vater im Museum das Licht aus. Jubel.