Es geht durch einen engen Gang, von Gittern begrenzt, über knisternde Wärmefolie, wie man sie Geretteten umlegt. Nur einzeln können die Zuschauer da hindurch, vorbei an Menschen, die sich an die Gitter klammern, an Kleidung, an Wasserkanister, die dort hängen, durch beißenden Nebel. Auch auf der Bühne (Gesine Pitzer) stehen Gitter, sperren ab, bilden eine Zelle – Sinnbild sowohl für Lager als auch für die Abschottung Europas gegen Flüchtlinge. So beginnt im „Heizhaus“, der kleinen Spielstätte des Landestheaters Altenburg, eine ungewöhnliche Koproduktion. Das Carrefour International de Théàtre de Ouagadougou aus Burkina Faso und Theater&Philharmonie Thüringen (Altenburg-Gera) haben gemeinsam einen Bühnenabend über die Flüchtlingsdramatik erarbeitet; Paul Zoungrana und Schauspieldirektor Bernhard Stengele haben, nach Euripides‘ und Aischylos‘ „Die Schutzflehenden“, den Text geschrieben, Stengele hat ihn inszeniert.
Vier Schauspieler aus Thüringen und sechs aus Burkina Faso rufen da zu Beginn wütend „Wir sind das Volk!“, von der Revolution in Burkina Faso findet der Text zur Friedlichen Revolution in Ostdeutschland, von da zur Menschenrechts-Charta und zu Protokollen der EU. Skandiert wird in Französisch und Deutsch, mal gemeinsam, mal das französische Deutsch nachgesprochen. Die Szene eines zitternden, stockend sprechenden Flüchtlings wird abgefilmt und als Video gezeigt; auch sinkende Papierschiffchen sind immer wieder zu sehen.