Zum Tod von Christiane Hörbiger
Foto: Christiane Hörbiger bei einem Fototermin anlässlich ihres 75. Geburtstags 2013 in Hamburg © akg-images/Jazz Archiv Hamburg Text:Andreas Falentin, am 1. Dezember 2022
Gestern ist die Schauspielerin Christiane Hörbiger mit 84 Jahren in Wien gestorben. Sie entstammte Österreichs wohl berühmtester Theaterfamilie. Ihre Eltern, Paula Wessely und Attila Hörbiger, hatten eine Konditorei für sie gekauft. Christiane Hörbiger wollte aber lieber, wie so viele in ihrer Familie – Ihr Onkel Paul Hörbiger, ihre Schwestern Elisabeth Orth und Maresa Hörbiger, Cornelius Obonya, Mavie Hörbiger, Christian Tramitz… –, Schauspielerin werden. Ihre Ausbildung brach sie jedoch nach wenigen Wochen ab, um ein Filmangebot anzunehmen und für ihr Debüt am Burgtheater als Recha in „Nathan der Weise“ setzte es schlechte Kritiken. Hörbiger ging zwei Jahre nach Heidelberg und kehrte 1961 für fünf Jahre ans Burgtheater zurück.
1965 gastierte Christiane Hörbiger als Luise in „Kabale und Liebe“ an den Münchner Kammerspielen unter der Regie von Fritz Kortner. Eine Probe der berühmten „Limonaden-Szene“ ist durch einen Dokumentarfilm von Hans-Jürgen Syberberg erhalten. Er zeigt die Eigenheiten der Theaterschauspielerin Hörbiger: Sie scheint in keine Schublade zu passen, wirkt oft gleichzeitig zu groß und zu klein, zu jung und zu alt für ihre Rolle; aber es gelingt ihr in erstaunlicher Weise, Kortners fast zwanghafter inszenatorischer Reduktion und Zuspitzung ihre Persönlichkeit entgegenzusetzen, trotzdem einen eigenen Weg zu gehen.
Mit dieser unkonventionellen aber anpassungsfähigen Unabdingbarkeit wurde sie dann am Zürcher Schauspielhaus, wo sie von 1967 bis 1982 spielte, zur wesentlichen Theaterschauspielerin, als Alice im „Totentanz“ und Elisabeth in „Maria Stuart“, aber auch in der Titelrolle von „Kiss me, Kate“. In dieser Zeit trat sie auch regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, in Stücken von Shakepeare, Nestroy und Schnitzler und – bekanntlich eine Art Adelsprädikat in der Branche – von 1969 bis 1972 als Buhlschaft im „Jedermann“.
1986 spielte sie dann erstmal eine Gräfin in „Das Erbe der Guldenburgs“, einer ungemein erfolgreichen Fernsehserie, aus heutiger Sicht eine Mischung aus 80er-US-Serien wie „Der Denver-Clan“ oder „Dallas“ und nach Norddeutschland transferierten Rosamunde-Pilcher-Idyllen. Damit wurde Christiane Hörbiger bekannt und prominent. Zum Star wurde sie mit einem spektakulären Auftritt in Harald Dietls Kinofilm „Schtonk!“ und der auf sie zugeschnittene Fernsehserie „Julia – eine ungewöhnliche Frau“, die es auf 65 Folgen brachte. Danach konnte sich Christiane Hörbiger die Rollen aussuchen und lief mit Grandezza, Charme und manchmal etwas pauschal durch ihre Filme, vom Publikum geliebt und geachtet.
Seit Beginn der 0er-Jahre war Christiane Hörbiger UNICEF-Botschafterin, engagierte sich gegen Fremdenhass und Rassismus und für die deutsche Krebshilfe.