John von Düffel

John von Düffel wird Intendant in Bamberg

Der Schriftsteller und Dramaturg John von Düffel wird 2025 Intendant des E.T.A. Hoffmann Theaters in Bamberg. Der Stadtrat hat am Mittwochabend für den 57-Jährigen als Nachfolger von Sibylle Broll-Pape gestimmt, die das Haus dann zehn Jahre geleitet hat. Eine spannende Wahl!

Das ist eine sehr schöne Überraschung: John von Düffel, der langjährige Dramaturg an der Seite Ulrich Khuons – am Hamburger Thalia Theater und anschließend am Deutschen Theater Berlin – wird Intendant in Bamberg. Nach außen hin auffälliger war noch sein Wirken als erfolgreicher Romancier und als extrem produktiver Dramatiker, vor allen Dingen als geschickter Autor von Bühnenbearbeitungen. Von „Räuber Hotzenplotz“ über „Gulliver“, Antikenstücke, Nibelungen oder Tolstoi finden sich kaum Vorlagen in der Weltliteratur, die nicht durch von Düffels kundige Hand für die Bühne bearbeitet worden sind.

Auch in der zehnjährigen Intendanz seiner Vorgängerin am Bamberger Theater wurden zweimal Stücke von Düffels gespielt, 2016 inszenierte sogar die Intendantin selbst von Düffels Bearbeitung von Thomas Manns „Buddenbrooks“. Die Intendanz Broll-Papes war insgesamt geprägt von engagierter und über die Grenzen der Stadt hinauswirkende Pflege von Gegenwartsautor:innen; im letzten Jahr erhielt das Haus dafür völlig zu Recht den Preis der Deutschen Theaterverlage. Insofern ist es eine schöne Pointe, dass ihr Nachfolger nun selbst ein Autor und Dramatiker ist. Als Dramaturg wie als Vorlagenbearbeiter hat von Düffel dabei primär dienend gearbeitet. Nun hat er angekündigt, das Haus weiter in die Stadtgesellschaft öffnen zu wollen, das Lokale mit dem Überregionalen „versöhnen“ zu wollen; in der Kommunikation vor Ort agierte Broll-Pape nicht immer glücklich. Einen Schwerpunkt will von Düffel auf das Kinder- und Jugendtheater legen, das in den letzten Jahren am Deutschen Theater in Berlin als junges dt das Profil des Hauses stärk mitprägte.

Die Kulturreferentin betonte, dass die große, 20-köpfige Findungskommission durchgehend „auf einer Wellenlinie kommuniziert habe.“ Da ist es dann kein Wunder, dass der passionierte Schwimmer von Düffel aus 68 Bewerbungen ausgewählt wurde. Wichtiger ist aber vermutlich die Verbindung zwischen dem Literaten von Düffel und dem Namenspatron des E.T.A. Hofmann Theaters, ebenfalls einem Schriftsteller. Auch der Vorgänger Broll-Papes, der vieljährige Bamberger Intendant Rainer Lewandowski war übrigens wie von Düffel ein effizienter Dramatiker („Heute weder Hamlet“). Während bei ihm die Unterhaltung stark überwog, schien Broll-Papes Theater manchen Bambergern zu ernst. Von Düffel könnte die ideale Synthese aus beiden Ansätzen verköpern.

Abzuwarten ist, wie er mit der Verantwortung und den alltäglichen Untiefen in der Leitung eines Theaters umzugehen schafft. Vermutlich sind zunächst weniger Stücke von ihm zu erwarten. Bamberg kann sich jedenfalls freuen, dass der neue Intendant mit seiner Erfahrung und seinem dramaturgischen Gespür, neues Theater und neue Dramatik für junges und neues Publikum in Bamberg auf die Bühne bringen wird – ohne die eingesessenen Theaterliebhaber zu vergraulen. Doch zunächst kann es sich noch auf knapp zwei Spielzeiten mit einer resoluten Förderin neuer Dramatiker und ihrem starken Ensemble freuen.